Man muss es so hart sagen: »Panorama« ist das erste rundum gute Album von Velojet. Als Popband die theoretisch der ganzen Welt gefallen will hatten sie stets ein Problem, das so spezifisch österreichische Bands wie die Ex-Labelkollegen Kreisky nicht haben: Die Konkurrenz aus dem Ausland klingt einfach spannender. Schlecht sind ihre alten Platten beileibe nicht, aber konkret sah man sich als Musikfan, wenn es einen nach toller Popmucke gusterte, vor das Problem gestellt, dass man statt einer Platte wie Velojets »This Quiet Town« eben lieber gleich the real thing hören wollte. Mit »Panorama« bricht dieses Dilemma weg. Velojet muss man nun nicht mehr einfach nur gut finden, weil sie eben so knuffig und eine tolle Liveband sind. Das Album kann tatsächlich was. Interessanterweise wird die Gruppe seit bald zehn Jahren mit den Beach Boys und den, nun ja, Beatles verglichen, doch erst 2013 kommen Velojet zumindest annähernd diesen Bands nahe. Ûberhaupt Beach Boys: René Mühlberger scheint nach Alben wie »Today!« und natürlich »Pet Sounds« nun das vielleicht beste Album der Gruppe, »Surf’s Up«, kennen und lieben gelernt zu haben. Die Verweise auf die Kalifornier im Song »Away! Away!« sind ganz offensichtlich, schimmern jedoch auch an anderer Stelle immer wieder durch. In »Trust Me« steckt ein gehöriges Stück »Don’t Go Near The Water«, während »Sharks« in Richtung »Feel Flows« lugt. Doch es wäre verfehlt, Velojet als Zitatband abzustempeln. Es handelt sich hier vielmehr um ein sehr feines Netzwerk verschiedener Einflüsse, die nun erstmals stimmig kanalisiert werden. Dazu beigetragen hat sicherlich auch die Zusammenarbeit mit dem schwedischen Produzenten Magnus Henriksson. Er verpasste der Spiel- und Entdeckungsfreude der Band innerhalb dreier Wochen in seinem finnischen Studio ein adäquates Soundkleid. Konkret zeigt sich das im verstärkten Einsatz von Synthesizern und allerlei Klangtüfteleien, was das Stimmungsspektrum von Velojet immens erweitert. »Leading A Life« zum Beispiel erinnert anfangs noch an Radiohead zur »In Rainbows«-Phase, geht dann in einen träumerischen Schwebezustand über und endet als kaleidoskopische Filmmusik. Das Instrumental »Only Fair« wiederum wäre in dieser Form durchaus auch auf Genesis‘ »Selling England by the Pound« vorstellbar gewesen. Wer hätte solche Referenzen zu Zeiten von »Your Side« erahnen können? Damit ist auch schon die Größe dieser Band angesprochen: Man kann ihr förmlich dabei zusehen, wie sie beharrlich an sich selbst arbeitet und dabei immer interessanter wird.
Velojet live: Donnerstag (3.10.) am Waves Vienna Festival in der fluc wanne.