Der Fan und Kenner wird leicht verführt nach dem ersten Hören des Albums voreilig sagen: Er wird langsam alt und meint eigentlich damit: Melancholie kann auch bei Nick Cave ein klischeefähiger Gemütszustand sein und schließlich nach mehrfachem Hören zur Einsicht kommen: Der dunkle Fürst ist auch bloß Teil des Weltgefüges und nicht nur Besetzer der dunklen Nischen! »Nocturama«, in nur einer Woche eingespielt, zeigt Cave und The Bad Seeds von entwickelten und verblüffenden Seiten: weniger wild, ohne sanft sein, versöhnlich, ohne einsichtig zu sein. Nick Cave überrascht und verwundert in den Eingangsnummern allen voran »Wonderful Life« mit bekömmlich-leichtem Songwriting. Mit »Dead Man in My Bed« räumt er jedoch aufkommende Zweifel und vermeintliche Gewissheiten wieder aus dem Weg, liefert er damit doch Reminiszenzen an die blutleeren wilden Birthday Party Zeiten und parodiert gleichzeitig die eigene Vergangenheit. Die wunderschöne Ballade »She Passed By My Window« erinnert an die populärsten Zeiten von Cave und The Bad Seeds wohl auch durch Warren Ellis??? elegantes Violinspiel. Entlassen wird man mit dem 15-minütigen »Babe, I’m On Fire«, wo mit scheinbarer Atemlosigkeit und schwindender Kondition zu einem tiefen inbrünstigen Finale aufgespielt wird, und dann bleibt bloß noch zu sagen: »He is straight and he is true« (He wants you).
Nick Cave & The Bad Seeds
Nocturama
Mute Records
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