Damit war nicht zu rechnen: Paul Roland ist wie Kapfenberg. Aus demjenigen, der nicht einstufbar scheint und daher gleich mal als Fixabsteiger gehandelt wird, wird die Überraschung des Quartals. Ian Shirley, der Autor der Bauhaus-Biografie, schreibt über ihn: »Paul Roland und Bauhaus sind die Götter der englischen Dark Romantic Scene in den Achtzigern. Sie sind die wahren Götter des Goth.« Davon ist auf »Nevermore« noch einiges zu spüren, lässt sich Roland gleich im Eröffnungsstück von Edgar Allen Poe inspirieren. Ein Stück, dessen flüssiger Refrain – sicher auch wegen des typisch-britischen Zungenschlages – musikalisch an Kollege Bill Pritchard erinnert. Jetzt noch einige Querverweise, die zur Einordnung dienen: Roland ist weniger brilliant als Tom Verlaine und weniger genial als Robyn Hitchcock oder Julian Cope. P.R. ist übrigens auch Autor: Wie in seinen Songs zielen seine Lieblingsthemen auf die dunklen Seiten des Lebens: Auf Werwölfe, Nazis, Dämone, historische Schlachten und Serienmörder des 19. Jahrhunderts. Dass musikalisch die eine oder andere große Geste nicht ausbleibt, ist somit klar; »Nevermore« ist ein hörenswertes Album, weil es seinen eigenen Charme zu entfalten weiß, daher: Klassenerhalt.
Paul Roland
»Nevermore«
Syborg Music/Nova Media
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