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Mando Diao

»Never Seen The Light Of Day«

EMI

Meine Eltern sind richtig coole Menschen. In einer Zeit aufgewachsen als Musik noch viel mehr über Charaktere und eigene Weltanschauung offenbarte. Beatles, Led Zeppelin, Sex Pistols, Pink Floyd, Jethro Tull, Elvis – wer auch immer, die Bandbreite war groß. Das ist sie jetzt auch, Genres werden neu erfunden, aber es mischt sich auch viel unvernünftiger & geistesumnachteter Wahnsinn darunter. Mittlerweile haben einige junge Künstler die Zeit ihrer Eltern wiederentdeckt. Findige Produzenten wissen, dass man in Zeiten aller möglicher Retrosendungen damit auch gutes Geld lukrieren kann und unterstützen daher Bands wie The Hives, Babyshambles, The Killers, The Strokes oder auch Mando Diao.
Letztere beglücken ihre mittlerweile riesige Fangemeinde mit einem neuen Album – »Never Seen The Light Of Day«. Die Erwartungshaltung selbiger Jünger zu erfüllen kann gemeinhin ein verdammt schwieriges Unterfangen werden, zumal die auf Silber gepressten Vorgänger durchwegs gleichsam Jugend UND Eltern erfreuen konnten. Nein, sie waren richtig gut. Großes Süßholztennis. Die CD kommt ruhiger rüber, keine rotzigen Riffs, solides, eher ruhig pragmatisch anmutendes Programm. Zeitweilig erinnert man sich eher an Johnny Cashs Country-Balladen und an Mariachis aus Mexiko als an kreischende, haarereißende, bebrillte Teeniedamen. Es fehlt irgendwie das, was die Band so auszeichnet: fatalistische Melancholie. Ihr Genie lässt die Gruppe aus Schweden kurz bei der hübschen Nummer »Mexican Hardcore« aufblitzen und beweist, dass die Phrasendrescherei »Schuster, bleib bei deinen Leisten« etwas Wahres an sich hat. Ganz, ganz wenige Musiker schaffen das. Mando Diao mit dem Album leider, leider und nochmals leider nicht, da hilft auch das entzückende Cover nichts. Mir fällt ein im Zusammenhang mit der Band und diesem neuen Album schockierendes Wort ein: Langweilig. Ich gebe aber auf der Suche nach dem goldenen Gral der 70er nicht auf: Die Koteletten sind schon da, die CDs (die alten nämlich) von Mando Diao, den Beatles und jetzt fehlt nur noch sie, nämlich die grüne und zerschlissene Lederjacke von Papa!

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