Stefan Gwildis ist auf Hamburgs Bühnen in Ehren ergraut und interpertiert hier für ein erwachsenes Publikum Soulklassiker in deutscher Sprache. Das Überführen von Songs in eine andere Sprache kann funktionieren, wie es Günther Brödl oder teilweise Wolfgang Ambros bewiesen haben, es kann aber auch leicht in die Hose gehen. Und hier stinkt die Hose schon gewaltig. Holzhackerbreitwandkeyboards treffen auf wirklich ungelenke Worte, wobei man Gwildis zugute halten muss, dass er die Vorlagen wirklich schätzt. Aber wenn man sich schon an »Sittin On The Dock Of The Bay« heranmacht, dann tut es halt wirklich weh, wenn Mitten Vorm Deck Um Nr. 10 herauskommt, oder wenn aus »Papa Got A Brandnew Bag« »Papa Will Da Nicht Mehr Wohn« wird. Aber die Zielgruppe dieses grandiosen Missverständnisses sind ohnehin nicht Menschen mit einem Soulherz, sondern Menschen die das Frühwerk von Tina Turner in den 80ern ansiedeln. Soul hat mit Sex zu tun, das hier mit Malen nach Zahlen.
Stefan Gwildis
»Neues Spiel«
105music/Sony
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