Soso, Stuttgart ist also das »neue Seattle«, verkündet der »Musikexpress« – ein massiver Abstieg für die Schwabenmetropole, die vor hundert Jahren einmal mit einer herausragenden Irrer-Prophet-Dichte als das neue, sehr deutsche Jerusalem gehandelt wurde, aber immerhin lässt sich Stuttgart nun wieder auf der Pop-Landkarte verorten. Was auch in diesem Magazin bereits Spuren hinterließ, siehe etwa Hardy Funks Essay »Die Neue Verkrampfung« in skug #100. Die Nerven quasi als neue Nirvana, dahinter eine an Projekten, Verzweigungen, Verknüpfungen reiche Szene, die tatsächlich Szene ist, sich munter austauscht und zu immer wieder neuen Konstellationen zusammensetzt.
Levin Goes Lightly dabei die Rolle als neue Taylor Swift zuzusprechen, wäre ein Gag, den ich ungern machen würde, säße ich am Stuttgarter Nordbahnhof, mit räumlichen und persönlichem Abstand ist der aber ganz okay: Beide besingen schließlich auf ihren neuen Release das Jahr 1989. Sonst ist Levin eher der verspulte Shoegaze-Glam-Gitarren-Grummler mit Pop-Appeal – und ein Leisetreter unter den eher post-punkigen Politbands, die den Sound der Stadt bestimmen. Auf seinem zweiten Album, erschienen auf dem umtriebigen Treibender-Teppich-Label und sehr konzeptig »Neo Romantic« betitelt, lotet er eiskalten New Wave der, tja New Romantics und krautig groovenden Pop aus, präsentiert sich dabei als neuer Bowie goes Suicide und hat einen Haufen Hits für einsame, selbstvergessene Tänze unter Diskokugeln geschrieben, die sowieso ins Herz treffen. Das immer wieder neue Berlin approved das hier jedenfalls aufs Heftigste!