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Michael Vallera

»All Perfect Days«

Denovali

In der PR-Info des Labels zu »All Perfect Days« ist die Rede vom »cinematic approach to sound« des Künstlers. An dieser Stelle verrate ich etwas zu meinem Zugang zu diesem Album – dieser war nicht kinematografisch, aber immerhin visuell. Mich hat nämlich das Coverfoto, diese öde Straße im Irgendwo, angesprochen und veranlasst, den Inhalt dieses Tonträgers anzuhören. (Die vergleichende Studie »Musikalben mit Abbildungen menschenleerer Straßen in der Pampa auf dem Cover« befindet sich im frühesten Projektstadium. Valide Aussagen lassen sich aufgrund des bisher noch zu geringen Samples nicht machen.) »All Perfect Days« ist das dritte Album des Chicagoer Musikers und Fotografen Michael Vallera und seine ins Melancholisch-Düstere eintauchenden Soundscapes wirken ebenso menschenleer wie seine Fotos, die das Albumcover zieren. Anderorts kollaboriert Vallera musikalisch auch mit anderen, auf »All Perfect Days« ist er aber als One-Man-Band tätig, konstruiert mit Gitarre, Electronics, Klavier und Synthesizer Klanggebilde, die es lohnen, hörenderweise durchschritten zu werden (also doch Kinematografie). Zu Beginn ist kaum etwas zu hören, ein lauter werdender Drone, zu dem sich später melodiöse Töne gesellen. Quasi die umgekehrte Anordnung in Track 2 »In Midafternoon«, wo einzeln angeschlagene Gitarrensaiten akustisch im Vordergrund stehen, ein durchgehender, tiefer Ton darunter gelegt ist. Track 3 »Elon« wartet mit unharmonischem Computergepiepse als Intro auf, danach folgen an einfache Übungsstücke erinnernde Gitarrenläufe, irgendwann schleicht sich ein klirrendes-sirrendes Geräusch ein, vergeht wieder, kommt wieder. »Pale Watered Floor« arbeitet mit dem Gegensatz von Bass- und Flageoletttönen und erzielt eine Art Crescendoeffekt durch allmähliches Hinzufügen von Zwei- und Dreiklängen, die schließlich in eine Soundschleife münden. Das Schlussstück scheint in hellere Gefilde zu führen, leicht, im oberen Teil des Tonspektrums wandelt die Melodie dahin, wären da nicht immer wieder leichte Verschiebungen in den Intervallen, Halbtöne, die die Harmonie ins Wanken bringen. Der altbekannte brummige Unterton bleibt ohnehin immer im Grunde bestehen. Und schließlich nur noch ein einziger Ton, einige Male angeschlagen – und aus.

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Text
Jenny Legenstein

Veröffentlichung
18.09.2018

Schlagwörter

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