Gibt es das Denken des anderen, nicht inhärenten Inhalts? Ja, in Form dessen, was noch nicht bestimmt ist, noch nicht mit einem Begriff, einem Code versehen ist. Die Zuordnung der »Genres« auf dem Musikmarkt dient zweifellos dazu, sich über Musik unterhalten zu können und gleich zu verstehen was man zu erwarten hat. Wie ist es aber, wenn Musiker wie Mark Skybey aka Dead Voices on Air aka Beehatch usw. sich weigern ihre Musik klassifizieren zu lassen? Er wolle als »Non-Musician« bezeichnet werden und lehne die Bezeichnung Ambient, sei sie auch versehen mit weiteren Spezifizierungen, strikt ab, liest man in dem Beitrag über ihn. Man muss trotzdem trotzig entgegnen: Es ist Ambient! Elektronik, dazu Live-Instrumente und der Einsatz von Vocals. Ohne Beats im herkömmlichen Sinne, aber doch mit Rhythmus und Tempo. Songs wie sie zum Beispiel die Transcient Waves schon Anfang der Neunziger gemacht haben. Und doch gibt es einen Unterschied zwischen Spybey und anderen Musikern: Er versucht einen Unterschied zu machen. Er versucht in dem Bereich zu bleiben, in dem es noch nicht einmal den Stereotypen des Nicht-Stereotypen gibt – außerhalb des Systems sozusagen. Er lehnt alle Bezeichnungen ab und geht den Weg der Auto-Poeisis. Er erschafft selbst den »Begriff«, das Symbol, mit dem er verbunden sein möchte. Und das ist seine Musik. So ist er »Non-Musician« nicht deswegen, weil er kein Instrument spielen kann, sondern weil er der Komponist einer Nicht-Musik ist, einer Musik, die sich nur durch den Bezug auf sich selbst klassifizieren möchte und sich deswegen in einem ontologischen Zwischenstadium befindet, zwischen Da-Sein und Nicht-Sein. Diesen »Zwischenraum« findet man auch in der Musik Spybeys wieder. »Michael And The Angels Fought« sei »music for the eye«, Musik für diejenigen, die – man kann das gern prophetisch auslegen – sehen, das manche Musik über den meist vorschnell abgestempelten Bereich des Ambient und der E-Ensemblemusik hinausgeht und zu etwas Neuem wird.
Dead Voices in Air
»Michael And The Angels Fought«
LensRecordings
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