»Thunderball«

Es rappelt im Karton. Die Kultband um den Herrn mit der Frisur droppt ihr gefühlt 200. Album. Nach einer Reihe generischer Veröffentlichungen, die zeitweise wie auf Autopilot eingespielt daherkamen, zeigt sich »Thunderball« unerwartet originell. Es lohnt sich endlich wieder, den Krach nicht nur laut, sondern auch auf Repeat zu stellen, am besten bei Track 3, »Short Hair With a Wig« – vielleicht das Beste, was die Melvins seit der 2012er EP »The Bulls & the Bees« rausgehauen haben, inklusive dem fulminanten Opener »The War On Wisdom« und dem 7-minütigen Überkapazunder »We Are Doomed«. Ebenso schnell wie auf der besagten EP beginnt »Thunderball« mit »King of Rome«, dessen wuchtige Gitarren mit dem dreckigen Sound was von Ministry haben und erfreulicherweise sofort catchen. Kurz und knackig. »Vomit of Clarity« ist dann wieder so ein Filler, den man einfach nicht braucht, wenn man auch eine Reihe repeatwürdiger Bollwerke hat. Egal, weiter. Der Titel-Track »Short Hair With a Wig« hat wieder was, das so nur die Melvins hinkriegen – und das ihnen in der Vergangenheit leider oft zwischen mittelmäßigem Songwriting und ausuferndem Rumgedrösel verlorenging: ein über alles erhabenes Riff, eingängig, sludgy, und eine epische Dramatik, dass sich die Haare aufstellen und andächtig im Takt nicken. Und man verliert eine kleine Träne, auch eine der Dankbarkeit über so ein zeitloses Stück Musik. »Victory of the Pyramids« geht ebenfalls recht klar und ist trotz seiner fast 10 Minuten Spielzeit ein fast durchgehender Genuss. »Venus in Blood« ist auch noch da und hier merkt man wieder das typische Melvins-Problem, denn eigentlich reicht ja eine EP und wenn die Songs hier und da etwas gestrafft werden, dann ist es genau das, was man seit gefühlt 50 Jahren liebt.