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Max Nagl Trio

»Moped«

Jazzwerkstatt Records/Lotus/Kudos

Unglaubliche dreizehneinhalb Jahre ist es her, dass Max Nagl mit diesem Trio, dem mit Clemens Wenger (keys, MS-20) und Herbert Pirker (dr, perc) zwei Jazzwerkstattler angehören, durchstartete. Und zwar mit »Market Rasen«, das Robert Wyatt gewidmet war, mit einigen Einwürfen des Bassisten Bradley Jones. Rauschebart Wyatt, übrigens am Cover der skug #77 Printausgabe, bedankte sich, indem er Nagl/Wenger/Pirker 2008 zum Jazzfestival Frankfurt einlud, das er damals kuratierte. Doch belassen wir das In-die-Vergangenheit-Schweifen, gilt es doch diesmal, glückselig machende Räudigkeit, die doch mit Eleganz ausserviert wird, abzufeiern. »Moped« hat 15 relativ kurze Stücke im Tank, die teils ordentlich Drive haben. Unerschöpflich sprießen die Ideen des Kompositeurs Nagl, diesmal eben nicht in schwelgend ausarrangierter Opulenz wie in seinem Ensemble. Ein kurzes Ausholen in schreiberischer Kontrapunktik sei mir gestattet: Beim Gastspiel eben dieses Max Nagl »Tentets« am 29. Jänner 2020 im Porgy & Bess paarten sich liebliche Süßlichkeit (zwei Geigen, die natürlich auch auf kratzig schwenken konnten, Theremin) auf groovender Unterlage (Drums, Bass, Keyboards) mit markanten, wohldurchdachten Bläsersätzen. Das fährt und hat instrumentale Grandezza. Worin also liegt der Unterschied zum Ensemble, in dem Wenger und Pirker ebenso mitwirken? Die Pfiffigkeit von Max Nagls Kompositionen kommt im Trio ebenso zur Geltung, wenngleich dieses forscher zur Sache geht und mehr dem Experiment huldigt. Die Combo groovt berserkermäßiger, rrrockt eher wie eine Garagenband, die den Jazz nicht lassen kann. Kurz-schnurz wird auf das Wesentliche abgespeckt, besonders anfangs wird ein räudiges Tempo gefahren. So ist »Moped«, Track Nummer 5, eigentlich ein vorwärtsstürmender Bluesrock, noch dazu mit Nagl an Melodica und Gitarre! Doch hat das Album auch beschauliche Momente, »Bleistift« etwa garantiert episch-verträumtes Ausspannen. Nagl entlockt seinem Altsaxofon durchaus auch jazzige Klänge und auch die einstigen Jazzwerkstatt-Jungspunde können sich zurücknehmen, indem sie ihre Instrumente streicheln. Gegen Ende bolzen Keyboards, Schlagzeug und Sax in »Klepto« bis zur Ekstase, holzen auch noch in »Wolle«, und atmen mit der wunderschönen Nummer »Opal« und dem langen Outro »Syrup« in aller Schönheit aus. Bleiben zwei Fazits: Fantastische Scheibe und Nagl bleibt sich auch mit den lakonisch-prägnanten Benamsungen jedes Tracks selbst treu: Lieblingstitel, allein vom Klang der Aussprache her: »Jettel« und »Amalienbad«, irgendwie auch eine Hommage an seinen Wohnbezirk Favoriten.

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