Das Warten hat sich gelohnt: Für all diejenigen, die die superraren Vinyls und die japanischen VÖs auf dem Label Comatonse von Terre Thaemlitz auslassen (müssen), bringt Mille Plateaux die neueste Scheibe heraus. Auf der 10. Fulltime-VÖ wird nicht an die »Rubato«-Serie angeschlossen, sondern es ist nichts weniger als ein Konzeptalbum über die Liebe entstanden, das sich mit Samples aus O-Tönen, News-Reels, aus collagierter und selbstgespielter Musik zusammensetzt und den Hörer in den Vorhof von Himmel = Hölle treibt, nämlich zur Liebe. Der Titel »Lovebomb« ist dafür programmatisch: Liebe ist eine Waffe, die tödlich sein kein. Die Mensch-Maschinenthesen des Futuristen F.T. Marinetti prallen mit drallem Teenager-Geschrei zusammen, (vermeintlich) schwule Disco-Takes gehen im Mündungsfeuer des Maschinengewehrs unter. Die Musik von Terre Thaemlitz muss diskursiv verhandelt werden, sind doch hier so derart starke Implikationen vorhanden, dass das Suchen nach den gedanklichen Puzzlesteinen eine reine Freude ist. Die Platte ist komplex, sie überrollt einen, ist verstörend, strahlend schön, ist wie ein Strudel, bei dem man nicht weiß, ob der Sog nach unten oder oben geht. Das Coverartwork und das beiliegende, extremst ausführliche Infomaterial machen »Lovebomb« zu einem der herausragendsten Werke seit langer Zeit. Mit Sicherheit eine der wichtigsten Releases dieses Jahres.
Terre Thaemlitz
Lovebomb
Mille Plateaux
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