»The Picture is far too big to look at, Kid«, so die ersten Zeilen eines wahrlich unübersichtlich anmutenden Werkes. Ein Album, dessen Zerfahrenheit, spröder Charme und seitenlange Texte erst nach mehrmaligem, konzentriertem Zuhören vollends vereinnahmen können. Hinter dem Projekt Bright Eyes steckt Conor Oberst, der der Welt vor wenigen Monaten mit seiner Zweitband Desaparecidos ein wunderbares Gitarrenrockalbum bescherte und für seine 22 Jahre schon fast erschreckend weise und altklug (im positiven Sinne)wirkt. Mit Unterstützung von knapp 40 Musikern bewegt er sich von Country hin zu Singer/ Songwritertum, von Folk über Nachtclub-Crooning hin zu opulent orchestriertem Kitsch: Bläsersätze, Chorgesang, herzerwärmende Melodien.
Nicht ohne Grund kommt das Booklet als altertümlicher, reichlich verzierter Schmöker daher: Die Größe der Platte erschließt sich über die Lyrics. Textzeilen für die Ewigkeit, Slogans, die man an die Wände der versifftesten Toiletten kritzeln möchte. Teenage Angst, Lethargie, Pläne schmieden, Trost spenden, die schönen Momente der Liebe, überbordender Pathos. Die Hochstilisierung eines Künstlers zum Sprachrohr einer Generation ist meist problematisch und nicht im Sinne des Erfinders, dennoch scheint dieses Album zu sagen: Diese Musik ist für dich.
Ein Meisterwerk, nicht weniger.
Bright Eyes
Lifted Or The Story Is In The Soil, Keep Your Ear To The Ground
Wichita/Clearspot
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