Es gab Erdmöbel-Platten, da war jeder Moment magisch; derart, dass die Verworrenheit der Texte den Blick ganz durchscheinend klar zu machen schien, weil die noch abwegigsten, scheinbar dadaistischsten Collagen und Assoziationsketten, die Texter Markus Berges durchdeklinierte und derer man sich kaum erwehren konnte, tief im kollektiven Bewusstsein – oder dort, wo sonst elementare Bestandteile einer Gefühlsgrammatik unbenennbarer Empfindungen liegen – wurzelten. Das waren die Momente, in denen aus den eigentlich doch ganz bräsig sein zu habenden, mittelalten Rheinländern zwischen Zeiten und Szenen schwebende Popikonen wurden. Auf »Kung Fu Fighting« findet sich ein solcher Moment etwa im sanften »Wo-Wo-Ho-Wooo« des Titelsongs, das sich jenem Disco-Klassiker entleiht, sich im Easy-Listening-Kirmes-Reggae-Klangbett an Emsdetten und Baumarkt ankuschelt und eigentlich den Wunsch besingt, noch eine Weile leben zu wollen. Natürlich ist auch dieses Album ein großes, liefert zukünftige geschmackvolle Mixtapebestandteile und die schönsten Flöten diesseits des Ethnopop, ersetzt aber leider Magie und Metaebene durch ein kunsthandwerkliches Metaphernringelreihen. Ûber weite Strecken wirkt »Kung Fu Fighting« wie eine Hundezuchtgenossenschaftsleistungsschau: Die Tiere können sich kaum bewegen, aber immerhin sind die Rücken perfekt gekrümmt. Und dass Berges mutmaßlich momentan auf genau solche Wortungetüme wie »Hundezuchtgenossenschaftsleistungsschau« schielt, um sie Erdmöbel-Songs einzuverleiben, während die Kritik von Rolling Stone bis Frankfurter Allgemeine Zeitung sich weiter darauf zu versteifen scheint, dass eine eitel ausgestellte Sperrigkeit pour Sperrigkeit schon große Kunst konstituiert, macht mich pessimistisch, dass sich bis zum nächsten Auftritt daran etwas ändern wird. Schneeflockleicht aber, liebe Erdmöbel, war’s einfach schöner.
Erdmöbel
»Kung Fu Fighting«
Jippie!
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