Kreisky haben also eine »Pop-Platte« aufgenommen und wollen gut lesbare Besprechungen. Na dann: Die Tierfrage aus dem skug-Interview ist nun zumindest geklärt: »Ein braves Pferd«. Manhorsing? Also echt? Und Franz Adrian Wenzl verliert auch noch und ist somit der Loser dieser fiktiven Loser-Sportart. Gut, Kreisky wollen »albern« sein, gelungen! Wenn es die Selbsthilfegruppe – wie in »Veteranen der vertanen Chance« – nicht mehr tut, dann müssen also die Tiere ran, die lügen ja nicht, die sind brav. Das tun ja – bedauerlicherweise – nur die Menschen. Und wir bedauern überhaupt viel auf dieser Platte, grantelnde Larmoyanz auf Albumlänge. Der »Depp des 20. Jahrhunderts« bedauert im New-Wave-Beat das 20. Jahrhundert, später will sich Franz Adrian Wenzl noch dazu auflösen. Wo Kreisky doppelbödig genug bleiben – und das ist fast durchwegs der Fall – bleibt das deswegen gut, weil es uns selbst als ZuhörerInnen adressiert. Auf gewohnt unbequeme Weise liefern Kreisky uns aber schon noch den Teenager-Song, auch wenn »Saalbach-Hinterglemm« eher wie ein Erinnerungsgebet daherkommt: »Ich danke dem Herrn Vater für das Geld«. In »Mon Général«, »Autokauf ist Männersache« und »Oh nein, die verlieben sich« geht es um Sexismus und Männlichkeit. Textlich bitter und sehr gut auf den Punkt gebracht. Kreisky haben mit »Blitz« zwar keine Pop-Platte veröffentlicht, allein der New-Wave-Beat reicht dafür nicht aus, dafür aber ein solides Rock-Album. Vielleicht ihr bisher bestes.
Kreisky
»Blitz«
Wohnzimmer Records
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