khrystynakirik
Khrystyna Kirik

»sub-sur-face«

(s/r)

Mit »sub-sur-face« hat die in Kyjiw lebende Musikerin Khrystyna Kirik eine in vier Stücke strukturierte audiovisuelle Performance ausgearbeitet, die auch als Minialbum funktioniert. Sehr behutsam schleichen sich die Klanglandschaften an, bevor sie an manchen Stellen unvermittelt in einen Locked Groove kippen, der mit Jeff Mills das Verständnis von Jazz zu teilen scheint: Irgendetwas kreist am Himmel, knatternde Rotorblätter eines Helikopters vielleicht, der über offenem Wasser suchend seine Kreise zieht, während aus den dunklen Tiefen Synthesizerlandschaften emporsteigen und die beiden Elemente – sub-sur-face– ineinandertauchen. Das Zeitgefühl verschwindet, man klammert sich vergebens ans Kiriks Puls, bei dem die Skalen unbeschriftet bleiben und dem daher die Dimensionen abhandengekommen scheinen. An einem bestimmten Punkt bekommt man wieder festen Boden unter den Füßen – eine synthetische Orgel, ruhig und stoisch, kein bisschen scheinheilig. Der Klang bewegt sich langsam hin und her, neckt mit seinen digitalen Ursprüngen, bevor er wie aus dem Nichts in eine kurze Melodie zerbricht: ein kurzer Pop-Moment, der jedoch sofort wieder in den Wellen versinkt. Auch das letzte Stück beginnt unverdächtig, doch ist man bereits vorgewarnt; kaum hat man sich’s versehen, findet man sich in einer digitalen Fabrikhalle wieder. Keine Ahnung, wie man dort gelandet ist. Es ist ein sehr bildhafter Sound, den Khrystyna Kirik auf »sub-sur-face« schafft. Dabei verbindet die Musikerin sehr unterschiedliche Klangquellen (Synthesizer, Kontrabass, Stimme, Fieldrecording usw.), die aber gleichberechtigt nebeneinanderstehen, ohne sich in Beliebigkeit zu verlieren. Im Gegenteil, »sub-sur-face« hat eine beeindruckende Dichte und lädt dabei zu einer Klangreise, die bis zum Schluss für Überraschungen gut ist.

Home / Rezensionen

Text
Chris Hessle

Veröffentlichung
05.08.2024

Schlagwörter

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!

Nach oben scrollen