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Golden Diskó Ship

»Invisible Bonfire«

Spezialmaterial

Golden Discó Ship – der Name ist erst mal irreführend. Denn von Dancefloor oder Glamour ist nicht viel zu spüren. Ein Rest Glanz bleibt dann doch noch übrig, auch wenn Golden Discó Ship rauhe und langsame Klangwelten erkunden und der Drum-Computer nicht unbedingt tanzbare Beats ausspuckt, sondern in eigenwilliger Manier missbraucht wird. Ein Rest von Rave schwebt hier und ein Rauschen am Ende des Rausches dort. Soundfetzen fliegen wie Helikopter aus Schneeflocken durch den Mikrokosmos von Theresa Stroetges, die sich hinter dem Golden Diskó Ship verbirgt. Der Name des Projekts stammt von einem verrotteten Partyschiff in Reykjavík. Ihre Inspiration zieht die Musikerin unter anderem aus friedlichen Katertagen, ungestimmten Gitarren und schlechtem Wetter. Die gelernte Bratschistin spielt als One-Woman-Show alle Instrumente selbst. Diese sind, neben einer countryesken E-Gitarre, die typischen elektronischen Spielzeuge der Heimproduzenten, wobei Theresa Stroetges Wert darauf legt, dass sie »als einzige Berlinerin keine Loop-Maschine benutzt«. Trotzdem klingt es manchmal so, wenn sich die Gitarrenriffs wiederholen und doppeln, der Gesang kanonartig verhallt und sich die anderen Instrumente in Endlosschleifen überschlagen. Die Songs lassen sich dennoch nicht auf diesen Wiederholungseffekt reduzieren, denn Songstrukturen gibt es bei Golden Diskó Ship scheinbar nicht. Ein Gedanke, wird am Anfang kurz genannt, um dann in einer längst verhallten Unendlichkeit wieder aufgegriffen zu werden: »These Thoughts Will Never Take Shape« heißt der erste Track, der mit einer Länge von fast sieben Minuten zeigt, wo die Reise hingeht: weg von schnellen, eingängigen Melodien und Songs. Das ganze Album ist eine lange Collage, oder besser gesagt ein Sog, in den der Hörer gezogen wird, so wie in den Videos von Theresa Stroetges, die sich gerne in einer Autowaschanlage oder auch in einem See abspielen. Ihre Stimme klingt zerbrechlich nach CocoRosie mit leicht verzogenen Mundwinkeln, durch die Verzerrung aber auch zerstörerisch. Musikalisch liegen Vergleiche zu den verspulteren Sachen von Four Tet oder dem gemäßigten Aphex Twin nahe. Einer der älteren Songs von Golden Diskó Ship heißt selbstironisch auch »Aphex With No Skills«. Ambient trifft auf Folk trifft auf Elektronica trifft auf Postrock. »Invisible Bon Fire« ist einlullend, aber nicht abtötend: Katerstimmung in einem positiven Sinne.

Home / Rezensionen

Text
Jonas Kiß

Veröffentlichung
12.01.2015

Schlagwörter

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