Dieser Mann hat wahrscheinlich Angst. Vor einer grausamen, kalten Welt, vor der Liebe oder wovor auch immer. Das würde zumindest erklären, warum er gar so mitleiderregend ins Mikrofon wimmert. Man möchte ihm helfen, ihn trösten oder vielleicht doch besser einfach nur die CD aus dem Fenster werfen. Nein, ernsthaft, hier handelt es sich um das Debüt eines 23-jährigen Berliners, der zunächst als Straßenmusikant Passanten unterhielt und selbstgebrannte CDs in Kleinstauflage verschenkte, bevor ihn Kitty-Yo auf dem Soundtrack zu »alaska.de« unterbrachte, u.a. neben Surrogat. Und nun darf der hübsche junge Mann mit zerbrechlicher Stimme seinen Weltschmerz in die Welt hinaussäuseln, zwölf melancholische anglophile und anglophone Liedchen lang. Dabei begleitet er sich selbst an Gitarre, Keyboards, Bass und Schlagzeug, rockt einmal kurz sogar richtig los, ein paar schicke elektronische Beats gibt’s auch hier und da. Aber wirkliche songschreiberische Qualitäten lassen sich bestenfalls im Ansatz erkennen, zu ununterscheidbar sind Heckers Stücke von denen irgendeiner beliebigen Reform-Britpop-Band. Und so langsam fängt man an, die Geschmackssicherheit von Kitty-Yo zu bezweifeln. Das mir das bloß nur ein Ausrutscher ist!
Maximilian Hecker
Infinite Love Songs
Kitty Yo
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