Placeholder_Rezensionen
Maximilian Hecker

I Am Nothing But Emotion, No Human Being, No Son, Never Again Son

Blue Soldier Records/Rough Trade

In einem ausführlichen Interview auf motor.de erzählt Hecker schonungslos über seine persönliche Krise, seine Versagensangst und andere neurotische Leiden. Sein gereiftes Bewusstsein, das nicht zuletzt auf die Begegnung mit einer Prostituierten in Tokyo zurückzuführen sein soll, macht sich auch äußerlich erkennbar: Vollbärtig und bewusst nachlässig gekleidet präsentiert sich der Schmerzensmann jetzt den Medien und freut sich über seine neue Unabhängigkeit, nachdem er von seinem Label geschasst wurde. Das Album mit dem etwas prätentiösen, ausufernden Titel wurde bei ihm zu Hause eingespielt, ohne Rücksicht auf etwaige Störfaktoren wie offene Fenster oder gerade vorbeituckernde Lastwagen. In diesem Setting war es Hecker (der in Japan, China und Taiwan ein echter Star ist) wieder möglich, Musik zu machen. Das Ergebnis ist ein tatsächlich entwaffnend emotional-distanzloses, in der Instrumentierung auf das wesentlichste (Klavier/Keyboards, wenig Streicher, no drums) reduziertes Album mit viel Hall auf der Stimme und starken Atemgeräuschen, dem eine gewisse Wurschtigkeit gegenüber Erwartungshaltungen anhaftet, was es prinzipiell sympathisch macht. Das Songwriting überzeugt, nur wäre der eine oder andere akustische Widerhaken abseits der vollkommenen Kuschelrockharmonie schon nicht schlecht gewesen, um die Stücke nachhaltiger in die Gehirnrinde zu brennen. Das hätte aber vermutlich Heckers neuem Authentizitätsverständnis widersprochen. Hidden Track ist ein schleißig dylanesk gekrächzter Teil von »Sad Eyed Lady Of The Lowlands« der besonders gefällt.

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