»How to Dismantle an Atomic Bomb«, das neue Werk von U2, war eine langwierige Zangengeburt. Nicht weniger als sieben erfahrene und innovative Sound-Doktoren wie Chris Thomas (Beatles, Roxy Music) oder Brian Eno mussten Hand anlegen, um dem mittlerweile 11. Studioalbum der vier irischen Popmissionare zu seiner Existenz zu verhelfen. Begleitet wurde die Produktion von einem handfesten Richtungsstreit zwischen den beiden Masterminds Bono und Gitarrist The Edge, dem eine griffige, pure Rock’n’Roll-Platte vor Augen schwebte. Dass letztlich Bono die Oberhand behalten haben hat, gibt das tendenziell halbballadeske Material unschwer zu erkennen. Es schließt nahtlos an den gemäßigten Sound des Vorgängers »All That You Can’t Leave Behind« (2000) an, präsentiert sich somit eher musikalisch bescheiden und schlicht als weltumarmend-pathetisch, wie es in früheren U2-Tagen großspurig der Fall war. Was aber aus »How to Dismantle an Atomic Bomb« unter einer maßgeblichen Federführung von The Edge hätte werden können, lässt die Singleauskoppelung »Vertigo« erahnen. Mit diesem Song haben U2 nämlich ihren ersten astreinen Kickass-Rocker vorgelegt, der in seiner ungebremsten Wucht die halbe Brit-Pop- und Retro-Rock-Welt mit einem Schlag alt aussehen lässt.