Der Preis für die Platte mit den schönsten Liedtiteln geht dieses Mal an »Helldunkel« von Protein. Namen wie »Hüpfdohle«, »Seegrundstück« oder »Guckkasten« beschreiben nicht nur bestens, was es mit den jeweiligen Stücken auf sich hat, sie zeugen auch von der unprätentiösen Art, mit der der Münchener Tobias Laemmert alias Protein an Musik herangeht. »Helldunkel« braucht sich aber nicht hinter seinen schmunzeligen Songtiteln verstecken. Denn die filigranen, bisweilen zittrigen Beats, die verträumten E-Gitarren, die sorglos pfeifenden Orgel- und die schüchtern fiependen Klaviersynthies des Albums finden sich zu einem luftigen und doch melancholischen, wunderbaren Ganzen zusammen. Hier und da taucht auch ein fast clubtauglicher Beat auf, an anderer Stelle ersetzt ein analoges Schlagzeug den Drum-Computer, ständig schieben sich neue Sounds in die Tracks. Es wird also nie langweilig, und das, ohne andererseits in Beliebigkeit abzudriften. Alles wie vor dreizehn Jahren also, als Protein ihr erstes Album »Süss« veröffentlichten. In der beträchtlichen Zwischenzeit hat Laemmert an den schaurigen Elektro-Rock-Songs von Parasyte Woman mitgebastelt – und seinen einstigen Mitstreiter Hans Rodrian verloren, was man allerdings kaum hört. Der Vergleich mit alten Warp-Acts wie Autechre passt noch immer, heute könnte man auch den Electronic HipHop von Flying Lotus oder Nosaj Thing zu vergleichszwecken heranziehen. Am ehesten wirkt »Helldunkel« aber wie der fluffigere Bruder von Shabans »Apto Machinam«, das diesen Frühling erschien. Wobei man fluffig nicht mit unbekümmert verwechseln darf: Denn nicht nur die Liedtitel, auch der Name des Albums passt ganz hervorragend: So angenehm ließ sich jedenfalls lange nicht mehr traurig sein.
Protein
»Helldunkel«
Schamoni Musik
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