»Half Darling«

Beinahe zwei Jahre ist es her, dass skug die Videopremiere von Half Darlings Track »Tuesday« feiern konnte. Im September 2021 folgte ein fantastisches Salon skug Konzert. Das Debütalbum der Wiener Band ließ jedoch bis jetzt auf sich warten. Und das Warten hat sich gelohnt. Sieben ebenso energiegeladene wie durchdachte Songs mit hohem Wiedererkennungswert gibt es von Lisa Kortschak (Vocals, Lyrics), Gregor Mahnert (Guitar, Vocals), Oliver Stotz (Guitar, Synths, Bass), Johanna Forster (Guitar), Elise Mory (Synths) und Werner Thenmayer (Drums, Aufnahme und Mix) zu hören. Mit inflationär gebrauchten Zuschreibungen sollte man vorsichtig umgehen. Und von Post-Punk wird ja gerne schon dann gesprochen, wenn zwei Finger drei Synthietasten oder eine dominante Basssaite berühren. Für Half Darling passt der Überbegriff vielleicht dennoch, wenn man an den coolen Spirit der Gang of Four denkt. Präziser Sound und kluge Texte. Und wenn ich mich recht erinnere, dann weiß Gitarrist Gregor auch Doc Corbin Dart und dessen vermutlich längst vergessenen Crucifucks zu schätzen. Das kurze, klirrende Solo gegen Ende von »Tuesday« kann man auch nach zwei Jahren als wunderbares Mini-Tribute an den großen New Yorker Gitarristen Robert Quine (Voidoids, Lou Reed etc.) interpretieren. »Tricks and Truths«, Single, Vorbotin und ein Highlight des Albums, wurde mit einem Gramsci-Zitat beworben: »Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren. Es ist die Zeit der Monster.« Aber weil auch die beschissenste Hegemonie nicht total ist, darf oppositionell-subversiv kräftigst an der Dominanzkultur gekratzt, geritzt, gestichelt, durchkreuzt und getanzt werden. Den Albumrelease feiern Half Darling am 7. Juni 2023 im Venster99.