Immerhin über 30 Jahre gibt es die Fehlfarben schon. Vermutlich ist es gar nicht einfach sich über einen so langen Zeitraum den gerechten Zorn zu erhalten wie es der Wave-Punk Peter Hein nach wie vor drauf hat. In bewährter Manier rotzt sich die Truppe in schlanken 35 Minuten durch immer aktuelle Themen wie Glück, Web 2.0-Indiskretionen (»Was hat man sich gefürchtet / Ob der Blockwart etwas weiß / Doch in jedem Forum gibt man die Penislänge preis«), oder das fragwürdige Verständnis von Respekt diverser Vorstadtrapper. Außerdem ist Peter Hein inzwischen aufgrund von Rationalisierungsmaßnahmen bei Xerox Fulltime-Musiker und damit der sozialen Absicherung verlustig gegangen, was möglicherweise seinen Blick auf soziale/ökonomische Missstände weiter geschärft hat. Adressiert sind Heins‘ Texte an ein imaginäres Du, vieles mutet dabei aber wie ein zornig-melancholischer Monolog an. Erfrischend ist mit »Stadt der 1000 Tränen« ein Anti-Berlin-Stück. »Glücksmaschinen« erscheint auf Tapete-Records, dem neuen Label der Fehlfarben und in diesem Zusammenhang holte man sich mit Moses Schneider einen bewährten Produzenten (Tocotronic, Beatsteaks) an Bord der für einen schnörkellosen Gesamtklang mit treibenden Bassrhythmen, Ecken und Kanten sorgte. Allzu modernistischen Firlefanz sucht man vergeblich, kompositorisch geht’s wie immer schnörkellos geradeaus mit Zug zum Tor, wenn auch etwas weniger Wabberkeyboards kein Fehler gewesen wären.
Fehlfarben
Glücksmaschinen
Tapete Records/Hoanzl
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