© Luise Wickrath, Frank Jödicke
© Luise Wickrath, Frank Jödicke

»Gewohnte Gewalt«

Unser Salon vom 10. November 2022 im Venster99 mit filmtheoretischem skug Talk und partypraxisnahen Live-Acts zum Nachhören und Nachsehen.

Erstmals zog es uns am Donnerstag, dem 10. November 2022 ins Venster99, was keine*r der Anwesenden bereute, vielmehr reiben sich alle schon die winterkalten Finger, bis wir wieder in diese Venue zurückkehren dürfen. Wie üblich beim Salon gingen wir im skug Talk tiefgreifenden und schwergewichtigen Themen auf den Grund, um es danach ordentlich krachen zu lassen. Das hat viele Gründe und alle sind gut. Das Leben verlangt nach geistiger Anspannung und Auszucken, warum also nicht beides zugleich liefern? Und außerdem ist das Zusammentreffen mit der niederschwelligen Möglichkeit zum informellen Gespräch (mit leichtem Schwips vielleicht sogar?) ideal, um Wissenschaft, Politik und Kunst weiterzubringen. 

skug Talk zu Gewalt im Kino

Warum wird Gewalt in der Familie so chronisch geleugnet? Hat am Ende jemand Interesse daran, das »Böse« immer zu externalisieren? Es sind die anderen, sicher nicht wir, die schlimme Dinge tun. Andere Frage: Wird alleine durch die Weise, wie Filme produziert werden, nämlich mit großem Aufwand, schon ein Hang zu fast immer männlichen Feldherren eingeschrieben? Überhaupt: Seltsam, seltsam wie sicher der Geschlechterkompass im Spannungskino funktioniert, selbst wenn im Remake einer Story die weibliche Hauptrolle durch eine männliche ersetzt wird, wandelt sich plötzlich die ehemalige Opferposition zum Täter. Ein kleiner Kniff mit großer Wirkung. Viele faszinierende Details wurden im skug Talk angerissen. Nur ein Beispiel noch: Die Protagonistin des Films hat ihr Gedächtnis verloren (oder glaubt dies zumindest), daraus kann ein Horrorthriller gemacht werden: »Before I Go To Sleep«, oder eine Spaßklamotte: »50 First Dates«. In beiden Fällen ist es – wie selbstverständlich – die Frau, die ihrer Geschichte beraubt wird, um Spielball eines Mannes zu werden, der es ja doch nur gut mit ihr meint. Ach ja, die »patriarchale Dividende« schreibt an vielen Storys mit und dennoch ist emanzipatorisches Potenzial vorhanden. Wen Zwänge reflektiert werden, dann sind sie Funke der Solidarisierung! Keine Frage, der skug Talk spannte einen weiten Bogen, ebenso wie das der Diskussion zugrundeliegende Buch. Wer jetzt vor Spannung am Sitz klebt und mehr wissen will, kein Problem, einfach nachhören: 

Im Salon diskutieren die beiden Herausgeber Drehli Robnik und Joachim Schätz mit Jan-Hendrik Müller, Film- und Kulturwissenschaftler; Lea Susemichel, Autorin zu feministischer Theorie & Politik, und Renée Winter, Historiker*in und Medienwissenschafter*in, es moderierten Ania Gleich und Frank Jödicke (skug). Wer’s verpasst hat, findet hier die Bildstrecke als buntes Trostpflaster:

Moment, war da noch was? Hat skug nicht auch was mit Musik zu tun und ist die nicht zum Anhören gedacht? Luxusgoldrichtig und hier geht es mit dem letzten Wortspiel ohne Nebenwirkung zum Nachhören im herrlich roughen Underground-Sound des Venster99:

Der Salon skug kehrt am 7. Dezember 2022 vorläufig zurück ins Wiener Rhiz – mit Orange Gone und Nella Lenoir. Mehr Informationen demnächst auf dieser Seite.

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