Das war schon was, als wir mit Kassettenrekordern vorm Radio, erinnere dich, nach der Schule … Die in der Stadt konnten ja die Platten kaufen, aber wir? Und dann der Typ im einzig erträglichen Lokal, der schweigend die Kassette über die Bar geschoben hat. Hm, was war da alles drauf, finsteres 80er Zeug, und Grundlegendes. Ramones, Gang of Four, Clash. Der erste Cave, all das. Mudhoney nicht, seltsam. Stooges auch nicht, klar, das war früher. Der Typ wusste das. Wir aber nicht. Und dann unsere Mixtapes, im Auto. Und die ersten Platten, endlich. Nur laut gespielt wenn niemand sonst zu Hause war. Getanzt, geschwitzt, gebrüllt, und dann: huch, die Mama kommt. Das war, als alles heimlich war. Und Eltern eben Eltern. Niemand wollte, dass die cool sind. Sie nicht, wir nicht. Hat gepasst. Heimlich getrunken, heimlich geraucht, die alten Jazzer nicht mehr ernst genommen und im Wald bei Joints die Songs gesungen. Wir waren nicht mehr alleine, unser Rock’N’Roll war da. Was Heftiges, mit mehr Sinn für uns. God, it saved us. In der Disco haben sie da noch immer Foxtrott zu Deep Purple getanzt. Wir aber wussten, wie man Hüsker Dü schreibt. Ha, Livekonzerte damals, proudly sponsored by Pfarrheim, oder so. Nix Wodka-Eristoff-Stage, nix Industrie, nix Internet. Tja. Ûbrigens, Stephen McBean, der Vollbartkauz, genau von Black Mountain, Bilderbuchkanadier, lebt in LA jetzt, hat mit seinem Pop-Projekt was Neues gemacht, eigentlich Altes. Weil, wenn ein Außerirdischer kommt, oder irgendwelche Kids, und fragen, von was wir hier reden, nimm das Album. Spiel die zehn Songs und sie wissen alles. Ja, er hat einige geholt; J Mascis, Rob Barbato, Randal Dunn, mastern ließ er in Seattle, das hört man. Warum fünf Jahre nach »Outside Love«, ein alltime – super Teil by the way – das neue Album so? Keine Ahnung. Könnte sein, ihm stinkt’s wie es jetzt ist. In der Industrie. Als Musiker. Wollte vielleicht wieder ein Gefühl kriegen, für sich. Oder einfach huldigen, und klar machen, woher das alles kommt, was alle jetzt so runterladen. Wie alt er ist? Um die vierzig sagt er. Klingen wollte er wie einundzwanzig. Ist ihm gelungen. Hör’s dir an.
Pink Mountaintops
»Get Back«
Jagjaguwar
Text
Alice Gruber
Veröffentlichung
11.04.2014
Schlagwörter
All Natural/Trost
Brah Records/Jagjaguwar
Pink Mountaintops
Unterstütze uns mit deiner Spende
skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!