Flifla: »Fliptap« // SomeoneGood
Wenn der gemeine Mitteleuropäer an Laptop und Avantgarde denkt, dann tun sich in der Regel sperrige Abgründe und plätschernde Seas of Sound auf. Tut das hingegen der gemeine Japaner, dann springen Einhörner aus ausgeweideten Spielekonsolen, dann tanzen zuckersüße Rollenspielcharaktere in Schulmädchenuniformen durch ein neonbuntes Spielhallenmusical, dann entfalten sich entzückend artifizielle Melodien und Sounds, als würde man in einen aus Leuchtdioden gebastelten Nachthimmel schauen. Keiichi Sugimoto ist im Fall von »Fliptap« der Urheber dieser pflastifiziellen Avantpop-Attacke, ein umtriebiger Japaner, der bereits Soundtracks für Filme und Werbespots komponiert hat, und dessen Album »Water Mirror« (unter dem Namen Four Color veröffentlicht) vom britischen Branchenblatt THE WIRE Magazin mit beachtlichen Lorbeeren geschmückt wurde. Allerdings erweist sich Sugimoto gerade auf dem hochgelobten »Water Mirror« als waschechter Mitteleuropäer im eingangs erwähnten Sinne. »Fliptap« hingegen ist für experimentierfreudige Popliebhaber und Avantgardisten, die dem knallbunten Soundgenuss nicht ganz abgeneigt sind, die bessere Wahl. Und auch die prägnantere Wahl, handelt es sich doch um den jüngsten Teil einer Labelserie mit dem Titel »10 Songs in 20 Minutes«. Ein Geheimtipp für Nipponnerds.