Asmus Tietchens, wieder mal geht es um Musik und um Kartografierungen von Raum und Psyche, und wieder mal schmückt sich Tietchens mit einem Zitat von E.M. Cioran. Statt sich an sonischer Architektur festzuhalten, bin ich viel eher dazu geneigt, bei den schattenhaften Stimm- oder was auch immer Samples zu bleiben: Seltsame Knacks- und Reiblaute, die – wie man sich schon denken kann – nur sehr wenig über der Wahrnehmungsgrenze zirkulieren, machen diese VÜ zu einem Stück von sozusagen außermusikalischem Ambiente, dem durch seine Spärlichkeit das Verdienst zukommt, dass man dem einen selbst umgebenden Außen wieder akustisch habhaft wird. Eine Eigenschaft, die auch bei Cartiers »Untitled« zu beobachten ist, eine Achtkanalinstallation, die im Frühjahr 2009 für die Art Gallery in Maryland realisiert worden war. Da muss man die Anlage schon fast bis zum Anschlag hochdrehen, um von dem etwas mehr als 30minütigen Werk mit seinen sirrenden, ultraminimalistischen Sounds wenigstens irgendwas mitzubekommen. Um ehrlich zu sein: Eine gute Komposition, aber ich hätte keine Veranlassung, mir diese CD noch einmal anzuhören, da lausche ich lieber ungefiltert der Natur. Labelchef Friedl hat für mich noch den spannendsten Ansatz: Während er auf der Vorgänger-VÜ »Trac[K]_T« ein Hackbrett sonisch untersuchte, ist diesmal ein »Yamaha CS-40M« dran. In drei, jeweils etwas mehr als zehn Minuten dauernden »Phasen« werden die Eigenheiten dieses Synthesizers aus den frühen 80ern in einen mikrostrukturellen Kontext gestellt. Fast schon quälend langes Warten bis zum nächsten Klick ist eine der Folgen dieser streng reduzierten, durch und durch konzeptionellen Arbeit. Abstraktion total.
Asmus Tietchens // Richard Cartier // Heribert Friedl
»Flächen mit Figuren« // »Untitled (Angle.1)« // »Recherche_00«
Nonvisualobjects
Text
Heinrich Deisl
Veröffentlichung
07.11.2009
Schlagwörter
Asmus Tietchens // Richard Cartier // Heribert Friedl
Nonvisualobjects
Unterstütze uns mit deiner Spende
skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!