Während Mauri Antero Numminen im deutschsprachigen Raum vor allem als eine Art finnischer Helge Schneider wahrgenommen wird, schätzt man ihn in seiner Heimat sehr wohl als ernst zu nehmenden Komponisten und Musiker. Und wie der Titel eines seiner Romane verrät, gilt seine besondere Leidenschaft dem Tango. Die finnische Variante wurde während des Zweiten Weltkriegs vom Jazzmusiker Toivo Kärki erfunden – als eine Mischung aus russischer Melancholie und deutscher Marschmusik. Nachdem Trikont bereits mit der Kompilation »Tule Tanssimaan« verschiedene finnische TangomusikerInnen vorstellte, widmet sich diese CD ganz der »Tangoprinzessin« Sanna Pietiäinen, M.A. Numminen und seinem Neorustikalen (eigentlich Jazz-, hier:)Tango-Orchester. Es handelt sich dabei um Live-Aufnahmen vor allem finnischer Tango-Standards, zumeist mit Pietiäinen als Solistin. Zur Auflockerung trägt Numminen in gebrochenem Deutsch verschrobene Eigenkompositionen und Klassikerinterpretationen vor. So singt er zu den Klängen von Akkordeon, Klavier, Bass, Violine über den tanzenden Ladykiller »Tango Django« oder die unerfüllte Liebe zu einer geschiedenen Schaffnerin, während Pietiäinen uns auf äußerst berührende Weise von der lyrischen Qualität der finnischen Sprache überzeugt. Dass der Tango aus dem Norden Europas verglichen mit seinem großen Bruder aus Südamerika ungefähr so erotisch wie ein Seniorentanzabend ist, schmälert den Hörgenuss keineswegs. Denn beim »Blues der Finnen« (Aki Kaurismäki) bleiben vielleicht die Höschen, aber sicher nicht die Augen trocken.
M.A. Numminen & Sanna Pietiäinen
Finnischer Tango
Trikont
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