Wie andere up-to-date-Musiker arbeitet Hannes Köcher aka »hons« eine Technologie einer neuen Musik aus, eine abstrakte Apparatur, die eine neue Maschinenmusik steuert. Angesichts der Verlagerung der Musik als Samples und Presets in das Innere des Rechners könnte man durchaus annehmen, auch die Virtuosität sei ins Innere der Soundmaschinen gewandert. Zum Teil mag das zutreffen, im Falle von »ferner liefen« scheint die Lage jedoch nicht so einfach zu sein. Hons navigiert in den vorliegenden Stücken nicht in der oft anzutreffenden do/undo-Manier, sondern schafft sich selbst einen Möglichkeitsraum, in dem die Autonomie im Ausschöpfen eigener kreativer Möglichkeiten und die genaue(re) Planbarkeit beim Entstehungsprozess als Selbstverständlichkeiten nicht erst gestern abgehakt wurden. Das unterscheidet dann eben auch das Stück »mit horn« (gespielt von Robert Winkler) von den glatten Crossoverversuchen eines Nils Petter Molvaer, dem seine mit »Khmer« eingeleitete Pop-Phase mehr und mehr zum Verhängnis wird.
Wolfgang Ambros wird zudem weiter in Erklärungsnotstand geraten, wenn es um seine Konstruktion seiner Seelenverwandtschaft zum grossen Poeten Tom Waits geht. Hons hat im Gegensatz dazu sehr wohl verstanden. »my fridge is empty« und »shielded with ease« belegen das. Genau: der zukünftige Besitzer eines »ferner liefen«-Exemplars kann sich auf einen Stilmix einstellen, der einer bestens vorbereiteten Gratwanderung zwischen plunderphonischem Wahnsinn und Singer/Songwriter-Feeling gleicht. Wenn dann (auch zu meiner Freude) inmitten der fein sortierten Sounds eine sparsam eingesetzte Gitarre erklingt, so tut sie das nicht um der Geschichte/Biografie willen, sondern als Schnipsel eines kollektiven und individuellen musikalischen Jetzt.
Ja, es darf mitunter (abstrakt) gerockt werden.
Hons
Ferner liefen
Ferner Liefen Records
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