Father John Misty geht mit dem neuen Album »Chloë and the Next 20th Century« in eine ganz neue musikalische Richtung, welche das genau ist, lässt sich gar nicht so leicht sagen. Einfacher zusammenfassen lässt es sich unter dem weitgefassten und wenig aussagekräftigen Begriff »Schnulze« und genau das macht den Charme dieses Werks aus, das diese Spielart so viel Raum für Interpretationen lässt. Mit dem Opener »Chloë« beginnt das Album gleich mit einem Peng, wir hören Burlesque-Musik, begleitet von einer in diesem Stück protzigen Jazz-Big-Band, die den Hörenden auf der ganzen Record erhalten bleibt, und ein Marimbaphon. Das wichtigste Instrument ist aber durchwegs das Klavier, das ist neu im Vergleich zu vorhergehenden Veröffentlichungen, wo das sonst immer die Gitarre war. Ein bisschen aus der Reihe tanzt das Stück »Goodbye Mr. Blue«, ein Western- und Slide-Gitarren-lastiger Country Song, der vom zu frühen Ende einer Beziehung erzählt. Der beste Song, der auch die allgemeine Stimmung dieses Releases am besten einfängt, ist »Funny Girl«. Wieder schnulzt Joshua Michael Tillman, der Mann hinter dem Künstlernamen Father John Misty, über jazzy Piano-Chords vor sich her, unterstützt von der hier sehr zarten Jazz-Big-Band, einer Harfe, einer Pauke und gebrushten Drums. Würde dieser Song während einer flirty James-Bond-Filmszene laufen, dürfte man sich nicht beschweren. »Chloë and the Next 20th Century« ist ein sehr eigenes Album, welches die Schnulze als Kunstform hochleben lässt. Wenn man sich darauf einlassen kann, erfährt man sehr liebevoll arrangierte, leichte Old-School-Jazzmusik. Vergleiche mit Michael Bublé kommen leider aber trotzdem immer wieder hoch. Father John Misty bleibt bei dem, was er gut kann, nämlich einer Gratwanderung von einfacher, leicht zugänglicher Musik, die aber gleichzeitig sehr originell, ansprechend und kreativ ist.
Father John Misty
»Chloë and the Next 20th Century«
Sub Pop
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