»What happened to my Casioromantik?«, möchte man etwas besorgt nach Lektüre des Presseinfos fragen, das neuerdings verstärkt »Ernsthaftigkeit und Zweifel« in Jo Zimmermanns Musik verortet. Doch keine Angst, sein Fabel für krude, endlose Songtitel (was zur Hölle meint »Prä-digitaler Volksstuhlhänger«?) und wild flirrende Popminiaturen in bester Krauttradition sind auf »Everything without all inclusive« noch immer in Hülle und Fülle vorhanden. Ein bisschen stimmt es allerdings schon, das mit der neuen »Sehnsucht und Schwermut«, denn wer den falschen Fisch bisher als kleine Wiese neben dem alljährlichen Tingeltangel gehört hat, dem wird auffallen, dass auf der neuen Platte die vom Autodrom oder Ringelspiel herüberschallenden quirligen Kinderstimmen etwas leiser werden, weil Schlammpeitziger scheinbar einem Pfad in das angrenzende Waldstück auf der anderen Seite des Grüns gefolgt ist. Es erklingen Eulen und Bienenschwärme, Bächlein werden überquert und die Luft riecht nach Tannenzapfen. Doch natürlich hat diese Erkundung trotz angekündigter Seriosität nicht viel mit einem stoischen Spaziergang zu tun, vielmehr kriecht Jo Zimmermann in hohle Baumstämme und holt sich dabei Grasspuren auf der Hose, was schon beim bloßen Lauschen mächtig viel Spaß bereitet. Nur weiter so, kleiner Junge, beim nächsten Ausflug sind wir garantiert auch wieder mit von der Partie.
Schlammpeitziger
Everything Without All Inclusive
sonig
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