Mit jeder Besprechung eines neuen Albums des in Wien lebenden Amerikaners Eric Arn stehe ich vor der gleichen Herausforderung: Welche passenden Worte finde ich, um zu beschreiben, dass er stilistisch in keine Schublade passt, ohne es bei dieser Phrase zu belassen? Zunächst ließe sich bestimmen, in welche Schublade Eric Arn nicht passt. Seinen Ansatz dem »American Primitive« zuzuordnen – was naheliegend wäre, aufgrund seiner Herkunft – wäre wenig zutreffend, denn Arn fehlt die für das Genre sehr typische nostalgische Note. Spurenelemente des klassischen Fingerstyle-Guitar-Genres finden sich zwar in manchen Melodien (»Sunrills«), aber das war’s auch schon. Mit den legendären Briten (Graham, Renbourn, Jansch) und deren mithin romantisch anmutenden Folk/Blues-Anleihen hat er auch nichts am Hut. Andererseits geht Arn aber auch nicht so radikal-abstrakt zur Sache wie etwa Derek Bailey, auch wenn die eine oder andere hektischere Passage auf »fixe Idee« an den Vordenker der freien Improvisation auf der Gitarre erinnern mag. Müsste ich anhand eines einzelnen Albums eine musikalische Nachbarschaft für Eric Arn benennen, so würde ich am ehesten Larry Coryell und dessen Soloalbum »Standing Ovations« wählen. Jazz also. Aber Arn spielt auch nicht klassische Jazz-Gitarre. Und so stelle ich letztlich fest, was ich eingangs bereits angekündigt habe: Eric Arn spielt Eric Arn. Seine Auseinandersetzung mit dem Instrument und die so entstehenden Kompositionen/Improvisationen lassen sich am treffendsten als Ausdruck zeitgenössischer instrumentaler Gitarrenmusik bezeichnen. Die Gegenwart steht im Zentrum seiner ästhetischen Bemühungen, noch nüchterner gesagt: Arbeit am Material. Falsch wäre allerdings, zu schlussfolgern, man habe es hier mit kunstlosen und wenig inspirierten Fingerübungen zu tun. Weit gefehlt. Immer wieder ruft Arn die Erinnerungen an historische Vorbilder und musikalische Traditionen wach, ohne allerdings ins einfache Reproduzieren musikalischer Klischees zu verfallen. In dieser vielseitigen, versierten Art und Weise des Umgangs mit seinem Instrument erinnert er mich auch an Sir Richard Bishop. Von der Generation her kommt es vielleicht nicht ganz hin, weil Bishop ein etwas älteres Semester ist, aber beide haben Erfahrungen im musikalischen Underground der 1980er- und 1990er-Jahre gesammelt: Arn als Mitglied von The Crystalized Movements und Primordial Undermind, Bishop als Gitarrist der Sun City Girls. Auch dieses Milieu hat Spuren im Stil des Wahl-Wieners hinterlassen, und randständig und gleichzeitig im Zentrum dessen, was aktuell passiert, ist er noch immer. Gerade war er mit dem »Nachwuchs« unterwegs und spielte Konzerte mit Liam Grant. Eric Arn ist präsent, »fixe Idee« liegt vor, weiter geht’s.
Eric Arn
»fixe Idee«
Carbon Records/Feeding Tube
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