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Eraldo Bernocchi

»Like A Fire That Consumes All Before It«

RareNoise

Andrea Bettinetti und Michele Bongiorno sind für Regie und Produktion des Films »Cy Dear« verantwortlich, der kürzlich im MoMA privat vorgestellten Dokumentation über den Maler, Bildhauer und Fotografen Cy Twombly, der u. a. Anselm Kiefer, J. M. Basquiat und Julian Schnabel beeinflusste und 2011 in Rom verstarb. Sie beauftragten Musiker und RareNoise-Mitgründer Eraldo Bernocchi, den Soundtrack für die Geschichte beizusteuern. Für diese Arbeit ließen sie ihm gänzlich freie Bahn. Bernocchi war anscheinend gut vertraut mit Twombly. Als Albumtitel wählte er » Like A Fire That Consumes All Before It«, den Namen eines Bildes von Twombly aus der »Fifty Days at Iliam«-Reihe, das auch das Albumcover ziert. Während der Komposition ließ er sich jedoch auch von anderen Künstlern inspirieren. Unter anderem dachte er über seinen Lieblingskomponisten Ennio Morricone nach und übernahm dessen Art und Weise, mit einem reduzierten Instrumentarium Themen und Emotionen zu fokussieren. Zudem erinnert sein Sound sehr an Harold Budd, der ja seit etwa 50 Jahren das gleiche (gute) Album immer wieder neu auflegt und so auch mit Bernocchi und Robin Guthrie zusammenkam und 2011 »Winter Garden« veröffentlichte. Doch Eraldo Bernocchi ist es diesmal allein, der die Musik konstruiert. »How to make songs float« heißt beispielsweise ein Lied. Und so klingt es, als würden Twomblys farbige, ausdrucksstarke und reduzierte Flächen leichtfüßig über die Leinwände schwimmen, ohne Richtung, aber bestimmt, fokussiert. Die Musik fließt dahin, evoziert Gefühle mit jeder einzelnen Note. Den halligen, vielschichtigen Pianosounds (es sind aber Gitarren und vereinzelt Electronics), wie man sie von Budd kennt, fügt er ab und an noch elektronische Beats hinzu, die das Tempo nach vorne treiben. Im Gegensatz zu Budd arbeitet Bernocchi mit mehr Dynamik, seine Musik wirkt noch süßer und konkreter in ihrem Fokus auf ein Thema und die einzelnen Kompositionen verlieren sich wegen ihrer Kürze nicht in ihren verschwimmenden Konturen. Trancig, verträumt, melancholisch, farbenfroh. Als Hintergrundmusik und zum Wegdriften gut geeignet.

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