Mit einem großzügigen Pietätsabstand von fünfzehn Jahren erscheint eine Sammlung elektronischer Musik aus Jugoslawien – absurderweise auf dem etwas unglücklich re-nationalisierten Label »Croatia Records«. Zu verdanken ist das der Privatinitiative der Plattenjäger Višeslav Laboš und Željko Luketic, die auf einer Doppel-CD 47 Tracks aus den B-Sides-Sparten der nationalen Rock- und Pop-Produktion der einstigen Föderation zusammengetragen haben. Von Soundexperimenten auf Märchenschallplatten (zu H. C. Andersens »Snježna Kraljica«) und avantgardistischer TV-Musik bis zu experimentellem Punk (Pekinška Patka), Electro (The Master Scratch Band) und New Wave (Beograd) reicht die Eklektizität der Jugoton-Outputs – bei Produktionsleistungen von bis zu 60 Millionen (!) gepressten Platten pro Jahr gar nicht mehr so überraschend. Faszinierend bleibt die Progressivität des Materials, das es unter die Schirmherrschaft des Staatlabels geschafft hat; in der DDR beispielsweise war derartige Musik (gleichwohl sie im Untergrund auch immer schon da war) auf hochoffizieller Amiga-Schallplatte nur im letzten Jahr des greisen Apparates denkbar (siehe Feeling B oder AG Geige). »Electronic Jugoton« hat unbedingt in Serie zu gehen, die vorliegende Ausgabe ist aber ein essentieller Anfang, samt wichtigen englischsprachigen Liner-Notes und Cover-Artwork zu jedem Song im 20-seitigen Booklet. Grosse Schätze der elektronischen Musik aus den Archiven eines verschwundenen Landes. Da war jemand einmal schneller als Soul Jazz Records!
Various Artists
»Electronic Jugoton. Synthetic Music From Yugoslavia 1964-1989«
Croatia Records
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