Das ist wieder so eine Platte, vor der wir früher unsere Großeltern gewarnt haben. Wir sagten: »Omi, sicherlich lässt eine leichte Dementia praecox einen die Welt mit neuen Augen sehen, aber früher hast du Mozart und Schostakowitsch gehört und jetzt so etwas? Devo, Der Plan, Dorau etc. Also wirklich!« Sie ließ sich aber von nichts abbringen, setzte die Kopfhörer auf, sprang auf den Motorroller und fuhr los, um einen Koalabär zu »kaufen«. Natürlich war der nicht gekauft, sondern aus dem Zoo gestohlen. Das fiel aber erst viele Jahre später auf, nachdem sie ihm das Sprechen beigebracht hatte und der Bär heimlich einen Brief an die Behörden schrieb. In dem er übrigens auch die Demenz der alten Dame als Schutzbehauptung entlarvte und medizinisch eindrucksvoll widerlegte. Der Brief wird im Archiv des Stifts Admont aufbewahrt, in der schmalen Sammlung »wissenschaftlicher Literatur von Tieren«.
An dieser Stelle wird die Frage dringend: Wer braucht solche rappelkistenartig gut gelaunte Musik wie die von Die höchste Eisenbahn? Kleinbären, überspannte Großmütter oder jede*r? Ganz klar, die Antwort lautet: Alle Menschen, die anderen Frieden, Gesundheit und Glück wünschen (das tut die Band nämlich auch), sollten sich diese Platte einmal anhören und dann ihre Schostakowitsch-Platten der betagten Nachbarin unter der Tür durchschieben. Fraglos, diese Musik ist einfach ideal für Leute, die wirklich alles glauben, Verwirrung schätzen gelernt haben und gerne zu deutscher Popmusik ein bisschen Mitklatschen üben. Live gibt es das Ganze im Flex am 26. Oktober 2019. Keinesfalls allein hingehen und bitte nur mit ausreichendem Impfschutz! Koalabären leiden unter Milbenbefall, der ihr Fell buntscheckig verfärbt – siehe Cover – und bei Menschen juckende Fußsohlen verursacht.