England gegen Ende des 18. Jahrhunderts: Im Garten eines Landsitzes tollt vergnügt eine Gruppe junger Edelleute, im Mittelpunkt steht die temperamentvolle Georgiana Spencer (Keira Knightley). Sie ahnt nicht, dass zur selben Zeit ihre Zukunft besiegelt wird. Ein Ehevertrag wird ausverhandelt und unterzeichnet. Kurz darauf erfährt Geogiana von ihrer Mutter (Charlotte Rampling), dass sie in Bälde den Herzog von Devonshire – dem wahrscheinlich vermögendsten und einflussreichsten Männer des Königreiches – ehelichen soll. Die blutjunge Frau ist überglücklich. Doch schon die Hochzeitsnacht offenbart Georgiana, dass sie in dem wesentlich älteren Herzog (Ralph Fiennes) keinen liebevollen Partner gefunden hat. Für ihn besteht der Zweck der Ehe darin, einen männlichen Nachkommen zu zeugen. Ansonsten interessiert ihn seine Frau ganz und gar nicht.
Stilikone des 18.Jahrhunderts
Georgina sucht Selbstbestätigung in anderen Bereichen: Sie wirft sich ins gesellschaftliche Leben (und gibt gleich den Ton in Stil- und Modefragen an), sie unterstützt die liberale Partei Englands. Mit deren Spitzenkandidaten Charles Grey (Dominic Cooper) verbindet sie mehr als Einigkeit in politischen Ansichten. Doch ein Recht auf ein eigenes Liebesleben wird der Herzogin von der Gesellschaft nicht zugestanden, von (selbst untreuen) Ehemann schon gar nicht.
Emotion dick aufgetragen
Lady Georgiana Spencer, spätere Herzogin von Devonshire, lebte von 1757 bis 1806 – sie war übrigens eine Vorfahrin von Lady Diana Spencer. Sie gilt als eine der gesellschaftlich und politisch einflussreichsten Frauen jener Zeit. Saul Dibbs Biopicture orientiert sich an Amanda Foremans Buch-Biografie »Die Herzogin von Devonshire – Das Leben einer leidenschaftlichen Frau«. Der deutsche Zweittitel des Films lautet »Im Glanz des Adels – im Schatten der Liebe«. Dibb ging es um den emotionalen Kern der Geschichte. Produzentin Gabrielle Tana findet »die Parallelen zur heutigen zeit sehr auffällig – im Grunde ist es eine zeitlose Geschichte«. Was Drehorte, Kostüme, Frisuren, Make up usw. betrifft legte man sehr viel Wert auf und Authentizität. Daraus ergibt sich eine Diskrepanz zwischen optischer Ebene (wo eine Menge an historischer Information vermittelt wird) und der erzählten Story, in der politische und Hintergründe und Ereignisse nur vage angedeutet werden. So bleibt der Eindruck, die Verfilmung eines beliebigen Barbara Cartland-Romans gesehen zu haben.
»Die Herzogin« (R: Saul Dibb, Großbritannien/Frankreich/Italien 2008)
Derzeit in österreichischen Kinos