Diese vier Vinylseiten hinterlassen keine Gefangenen. Schon mit dem ersten Kratzen, Schaben und Stöhnen machen Daniel Lercher, Bernhard Schöberl und Gloria Damijan klar: Eigentlich ist der Titel ihrer zweiten VÖ nach »Tripping« (2010) eine quasi scherzhafte Verballhornung, denn »Dehypnotisation« ist ein Trip, wie ihn sich Mr. Leary nicht besser hätte aushecken können. Nur dass eben nicht die bekannten Muster von Elektronik und Repetition verwendet werden sondern bis aufs Mark skelettierte Klangstudien aus Elektronik, Gitarre und (Toy-)Klavier. Ehrwürdiges Schwarz bleckt vom Cover entgegen und erinnert irgendwie an Caspar Brötzmann Massaker aus den frühen Neunzigern. Immer dann, wenn man versucht, sich an irgendwelche Spuren zu heften, drehen LSD den Spieß um und lassen den Hörer ratlos im Raum stehen. Free Jazz? Soundart? Wie kommt man nur auf derartige Strukturen, die sich erst nach x-maligem Hören herausschälen, weil sie sich bis dahin als wohldosierte Kakophonien gerieren? Nun ist ja das steirische Label God Rec. »berüchtigt« für seine Pop-fernen Platten, die indes genau durch diese Distanz zur Erweiterung von Pop beitragen. In guter Jazz-Tradition wurden die acht Tracks live eingespielt, der erste Teil im Wiener Amann-Studio, der zweite in Berlin und in Hamburg. Es ist eine minimale Wuchtigkeit, egal ob in elektronischen Feedbacks, verklausulierten Melodiefragmenten oder – und das ist sicherlich auch eine forschungsleitende Handlung – in der Stille. Besonders interessant erscheint mir die Nummer »Berlin«, für die sich LSD eine ganze Plattenseite Zeit nehmen. Fragile Schwebungen, concrètesche Sounds, Drones, im weiteren Verlauf zu einem immer hermetischeren Anschlag gegen die Gemütlichkeit verdichtet. Hier sind drei junge Musiker mit einer klaren Mission unterwegs. Je öfter »Dehynotisation« läuft, desto mehr Fragezeichen tun sich auf.
LSD
»Dehypnotisation«
God Records
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