Das Jazzfestival Saalfelden hebt sich von vergleichbaren Jazzfestivals in vergleichbare Größe doch ab. Das geschah über die Jahre, jedoch nicht Schritt für Schritt oder gleich schleichend. Mehr wirkt es wie eine Entscheidung: Weniger große, amerikanische Jazz-Namen, weniger Working-Bands, weniger Vorgefertigtes, weniger von dem, das auch anderswo gebucht wurde. Ganz so, als ob es Mario Steidl irgendwann nicht mehr interessiert hätte, die großen Acts einzukaufen und bei ihrem alljährlichen sommerlichen Tingeln durch europäische Gefilde abzufangen und auf die Bühnen des Festivals zu stellen.
Saalfelden steht mittlerweile für deutlich mehr: Für dort initiierte Projekte, die sich im Anschluss gefestigt haben und durchgestartet sind. Für Auftragskompositionen, die es so nur in Saalfelden zu hören gibt. Für Vernetzung, für Austausch, für kreative Energie vor Ort. »Bei uns gibt es zu 95 Prozent Sachen, die man so noch nicht kennt«, sagt dann schließlich auch Steidl selbst über das Alleinstellungsmerkmal von Saalfelden.
Umso größer sei die Freude, dass das Festival trotzdem – oder wohl genau deshalb – reibungslos funktioniert und sich regen Publikumszuspruchs erfreut. »Ein Drittel der Tickets ist aktuell schon weg«, schickt Steidl voraus. Das belege, dass der Wandel des Festivals zu ebenjenem Entdecker*innenfestival vollzogen und gelungen sei. »Die Menschen vertrauen uns gewissermaßen blind, die Marke Saalfelden steht für Risiko und Abenteuerlust«, so der künstlerische Leiter. Ein Ruf, den man sich über die Jahre hart erarbeitet habe.

Risikofreudig und vielfältig
Besonders erfreulich sei es deshalb, dass diese Bemühungen und ästhetisch-künstlerisch-konzeptionellen Anstrengungen auch von höchstberufener Stelle gewürdigt werden. »Wir haben in diesem Jahr den ›Adventurous Porgramming Award‹ vom European Jazz Network erhalten«, zeigt sich Steidl im Gespräch überaus erfreut. In dessen Jury seien immerhin 200 Veranstalter*innen vertreten, gewürdigt worden sei von dieser unter anderem, dass sich das Festival immer wieder neu erfunden habe, die künstlerische Qualität dabei stets hoch gewesen sowie das Programm eben risikofreudig und vielfältig sei.
Dennoch will Steidl das alles nicht als Schlussapplaus verstanden wissen. »Vielmehr sehe ich darin eine Bestätigung, eine Bestärkung darin, dass wir mit der Weiterentwicklung unseres Festivals den richtigen Weg gegangen sind, dass wir auf dem richtigen Weg sind.« Auch 2025 gelte es daher, ein Programm voller Mut zum Risiko zu bieten, mit Ungehörtem und einer engen Interaktion zwischen Künstler*innen, von denen einige mehrere Tage in Saalfelden verbringen und in mehreren Projekten zu sehen sein werden.
Wie genau dieser Mut aussieht und sich anhört, zeigt sich 2025 wie gewohnt auf mehreren Bühnen, mit unzähligen Projekten, einem Auftragsprojekt und vielem mehr. Da wären etwa: Leonhard Skorupa, der das Saalfelden-Auftragsprojekt umsetzt. Außerdem zugegen: Die Trompeterin Laura Jurd mit neuem Album, Chris Potter und Craig Taborn, erstmals gemeinsam in Europa, und nicht zuletzt auch sogenannte kuratierte Wanderungen, durchgeführt vom Bassisten und Komponisten Lukas Kranzelbinder.











