Die sechste Veröffentlichung der französischen Avant-/Post-Rock-Formation Ulan Bator hat mit »d-construction« einen programmatischen Titel. Dafür haben sie tief in die Trickkiste diverser Sampling- bzw. eben Dekonstruktionsstars gegriffen. Auf dieser EP mit vier Stücken aka Bear- beitungen von Ulan-Bator-Nummern jagt Otomo Yoshihide den Track »Radio Disco« (aus der ersten, selbstbetitelten CD von 1995) durch den Reisswolf, holt sich Sinuswellen-Unterstützung von Sachiko M., packt die Drum-Machine von Masuko Tatsuki und Versatzstücke seiner Ex-Band Ground Zero dazu und macht daraus eine feine Noise-Rock-Nummer. Scanner vergeht sich an »Silence« (von der CD »2°« von 1996) und Erik M. nimmt sich »Vol Aux Vents« vor. Beide Tracks sind so gemixt, dass dabei die eigene Handschrift eher zum Vorschein kommt als das Originalmaterial. Der Elektro-Akustiker Carl Stone formt die Ressourcen in Richtung Turntable-Abuse à la Christian Marclay oder Yoshihide. »d-construction« ist ein kompaktes Stück Musik, das aktuelle Mix- und Samplestrategien zwischen Gitarren- und Elektronikmusik einmal mehr auslotet und Ulan Bator sicherlich ein erweitertes, grenzüberschreitendes Publikum beschert. Tipp: Praktisch zeitgleich ist, ebenfalls auf Les Disques du Soleil et de l’Acier, Ulan Bators vierte Fulltime-Platte »Ego:Echo« erschienen.
Ulan Bator
d-construction
Les Disques Du Soleil Et De L'Acier
Text
Heinrich Deisl
Veröffentlichung
16.05.2001
Schlagwörter
46
Les Disques Du Soleil Et De L'Acier
Ulan Bator
Unterstütze uns mit deiner Spende
skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!