Kubakrise, allerhand… Es ist eine Dekadenz für sich, wie in den Jahren seit 1997, dem Ground Zero des Buena Vista Social Club mit allen nachfolgenden Schmalzwellen, Havanna und Umfeld zum letzten verbleibenden Utopia und Idyll inmitten der New World Order stilisiert wurde. Lauter liebe alte weise Männer mit viel Cojones im Entertainerstimmchen. Willige Geschlechtspartner an einsamen Stränden. Zigarre rauchen. Kommunistische Pamphlete zum Weltbild erklären, zumindest für die 1,5 bis 3 Wochen Urlaubszeit. Regisseur Oliver Stone hat freilich auch Eier, wenn er in Zeiten der frei erwählten Bush-Diktatur drei süße Tage mit Onkel Castro verbringt, um aus den Plauschereien eine süffige, wenn auch nicht besonders gehaltvolle Talking-Heads-Doku zu montieren. Produzieren musste es ein spanischer Kabelsender. US-Aufführungen sind limitiert. Trotzdem wurde Kuba gerade in den letzten Jahren touristisch von den demokratischen und sonstigen Baby Boomern überschwemmt, die sich nix anderes als den gut genährten Bauch mit der Ahnung des Illegalen streicheln lassen. Immerhin spricht Stone auch die Schattenseiten wie Konzentrationscamps für AIDS-Kranke und die »gute« US-Schulbildung von Filius Castro an. Das Schönste am Ganzen bleibt der Soundtrack, der makellose musikalische Grundschule darstellt. Generation Club bleibt weitgehend ausgespart (bis auf das Titelthema und Compay Segundo’s Prä-Fassung des Klassikers »Chan Chan«) für das sexy Ballroom-Getaumel, das die Insel seit den 40ern und 50ern, also der Zeit vor dem »Abfall« von der Old NWO beherrscht: Sons, Salsas, Conjuntos, Charangas. Im Line-Up lauter Freunde: Der gottgleiche Beny Moré gleich dreimal, »Guantanamera«-Autor Joseito Fernandez, Orquesta Aragon, der jetzt erst über die Grenzen hinaus entdeckte Pepesito Reyes, der große »Blind Man« Arsenio Rodriguez. Da sitzt man gerne nach.
Various Artists
Commandante - Original Soundtrack
Media Pro
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