»El Mirador«

»Calexico« – für alle, die die Band noch nicht kennen – ist ein Kofferwort aus California und Mexico. Und diese Verknüpfung ist nun fast schon 25 Jahre, seit die Band besteht, Programm. American Western trifft mexikanische Volksmusik wie etwa Mariachi. Auf »El Mirador« geht es geografisch gesehen auch südlicher als nach Mexiko, nämlich zur kolumbianischen Cumbia, mit gleich zwei Tracks, die sich dieser Musikrichtung zuordnen lassen. Dieser Culture Clash gelingt gewohnt gut, man sehnt sich den kaltgestellten Rum auf der sommerlichen Veranda in Bogotá förmlich herbei, Vergleiche mit Manu Chao können bei »Cumbia Peninsula« nicht unterlassen werden. Weiter Richtung Norden geht die musikalische Reise mit »The El Burro Song«: ein klassisches Mariachi-Stück, dominante Bläser, die einfach Spaß und Sommer versprühen, gepaart mit Geige und fast schon perkussiv geschlagenen Gitarrensaiten. Und auch die eher nördlich der Grenze angesiedelten Tracks, wie z. B. »Then You Might See« gelingen wirklich gut, man fühlt sich oft beim Hören dieser LP in einen Western hineinversetzt, wie auch beim Song »Rancho Azul«, der an eine Verfolgungsjagd zu Pferd erinnert. Im Vergleich zu den letzten Alben fällt auf: Es wird vermehrt auch auf Spanisch gesungen, ansonsten sind die Stilmittel und Rezepte für die Songs, abgesehen von den Cumbia-Tracks, dieselben. Starke Brass Section (vorrangig Trompeten), Drums und Percussions mit viel Liebe zum Detail, Bottleneck an der E-Gitarre und geschlagene Rhythmusgitarre. Es verwundert beim mehrmaligen Hören dieses Albums, dass diese Kombination an Stilelementen nicht schon langweilt, aber sie zieht die Hörenden in eine Gegend der Welt, die unglaublich ergiebig und aufregend ist, ähnlich wie Western-Filme, die schon seit über 120 Jahren in den Kinos rauf und runter laufen, obwohl sie immer mit den gleichen Mustern spielen. Calexico gelingt mit »El Mirador« mal wieder ein cooles Album, das genau das hält, was ihr Bandname verspricht: qualitativ hochwertige Texmex-Alternative-Rockmusik.