Da nestelt und scheppert es erstmal, die Gitarre pfeift einen Ton in die Ecke, alles vibriert, als würde es Reißnägel im Studio regnen. Schon glaubt man, an einer Ecke irgendwo zwischen 53th Impro Street und 22nd Electroacoustic Avenue zu stehen, aber plötzlich schält sich ein minimalistisches Thema heraus, die Gitarre wird zur Stabzither, das Schlagzeug beserlt munter dahin und die Stimme von Mariam Wallentin (bekannt etwa von Wildbirds & Peacedrums und vor allem dem großartigen letzten Album des Fire! Orchestra) macht sich lässig entspannt bemerkbar. Leider nur ein sporadischer Gastauftritt (auf drei Tracks), aber die Sache bleibt von nun an ereignisoffener. Zwar kippt man an manchen Stellen immer noch in die reinen Soundscape-Spielereien der beiden Vorgängeralben, doch »Bucket of Songs« schafft hin und wieder eine bemerkenswert eigenwillige Synthese zwischen einem dislozierten Folkpop und einer teilimprovisierten Elektroakustik. Labfield ist (mittlerweile) ein Trio, bestehend aus dem Schweden David Stackenäs (Territory Band, Seval, Fire! Orchestra), dem norwegischen Drummer Ingar Zach (Huntsville, Dans Les Arbres, Arve Henriksen, Erik Honoré) und dem italienischen Gitarristen Giuseppe Ielasi, der auch für die Elektronik zuständig ist. Im Musiker- stammbüchlein von Ielasi stehen übrigens Namen wie Taku Sugimoto, Jerome Noetinger, Phill Niblock oder Oren Ambarchi. Also Impro-Freunde unter sich. Ein Fazit ist hier schwer zu ziehen, die drei Herren als kreativ-kratzige Impro-Begleiter der großartigen Mariam Wallentin erfreuen meine Ohren jedenfalls wesentlich mehr als der etwas selbstverliebte Rest. Trotzdem klingt dieser Rest auch hübsch eigensinnig.
Labfield
»Bucket of Songs«
Hubro Music
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