Leon »El« Michels war Teil von Sharon Jones’ Begleitband, The Dap-Kings. Deren Label war bekanntlich Daptone, und Daptone-Boss Gabriel Roth begründete – das kann man wohl so sagen – einen eigenen neuen, wenn auch »Old School«-beeinflussten Soul- und Funk-Stil, der auch das zweite, finale Studioalbum von Amy Winehouse, »Back to Black«, prägte. Leon Michels pflanzte vor drei Jahren sozusagen seinen eigenen Ableger, Big Crown Records, hörbar verwandt mit Daptone, wenn auch stilistisch etwas breiter ausgebaut. Die Palette reicht von Soul-Legende Lee Fields, der von Daptone zu Michels Label wechselte, bis zu den Pop- und Folk-lastigen The Shacks. Aber so recht lässt sich vieles von dem, was auf Big Crown erscheint, nicht kategorisieren. Auch Bobby Orozas Musik nicht. Pop-orientierter Soul mit Einsprengseln von Rock, Beat, Jazz und Latin ergeben ein Album, das zumeist downtempo, cool, relaxt ist – was eine gewisse Funkiness ergibt, ohne irgendwann dezidiert Funk zu sein. Der Begriff »Low Rider«-Musik hat gerade (wieder) Saison – und ja, das trifft es schon. Die Lyrics und die Stimmung sind der Liebe gewidmet und Oroza hat durchaus genug Charme, um dieses Thema schmeichelweich und straight zugleich rüberzubringen. Eine omnipräsente, bluesige Rockgitarre und eine ebenfalls häufig eingesetzte Orgel tragen viel zur smoothen, intimen, gelegentlich ein bisschen lasziven Stimmung der Songs bei. Es ist sicher nicht ganz ungerechtfertigt, dass einem immer wieder einmal Neo-Soul-Sänger wie Curtis Harding oder insbesondere der poppige Joel Sarakula (mit seinem Vorjahres-Album »Love Club«) einfallen, nicht nur bei »Should I Take You Home« oder dem Titel-Song »This Love«. Oroza, ein Finne mit bolivianischem Großvater, der aus einer Musikerfamilie mit breiten musikalischen Wurzeln stammt, liefert ein starkes und durchwegs überzeugendes Debüt.
Bobby Oroza
»This Love«
Big Crown Records
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