Das sechste Album dieser seit 1989 genial aus der Spur spielenden Schweizer The Dead Brothers, diesmal mit düsterem Country, allerlei Folk-Sperenzchen, Reibeisen-Stimme, Polka from hell, versifften Hafentheken-Romanzen und orientalischen Tanz-Tunes. Ladies and gentlemen, Bühne frei für diese zwingend swingende Combo: Glücksritter, Schürzenjäger und She-Devils laden zum Veits- tanz. Die Tuba wummert bassig, Geigen, ach so doppeldeutig pickig-süß, und Dudelsack und Dreh- leier, durch Effekte gejagt, donnern Drones, dass jede Pagan-Metal-Band Reißaus nimmt. Lieder in Englisch, Französisch und Deutsch, Globetrotter eben. Die vier Mannen rund um Alain Croubalian werken, was das Zeug hält, Hank Williams rotiert im Grab vor Freude: siehe das Dead-Brothers-Cover von »I’m so Lonesome I Could Cry«. Auch prächtig, wenn’s um das obskure Objekt der Begierde geht: die Cover-Version von »Femme Fatale« der französischen Punkband Les Thugs. Da könnte man meinen, der mittelalterliche Spingtanz war ein direkter Vorläufer des Pogo, und hochgepitchter Country Folk lugt um die Ecke. Eine Moritat ist auch dabei, in gut durchgeschüttelte Reime gefasst. Zum Schluss wird mit »Appenzeller Tanz«, einem sogenannten »altfrentsch« Traditional aus dem späten 18. Jahrhundert, noch mal flott aufgegeigt. Die Brothers bedienen sich an Musikgeschichte als wär’s ein Gemischtwarenladen, den wissenden Schalk stets im Nacken, und Roots wird mit geerdet übersetzt. Darauf den Rütlischwur. Gehört in jede gutsortierte Jahresbesten-Liste von 2014.
Foto: Mischa Scherrer