Acht Millionen verkaufte Tonträger? Damit sind Mumford & Sons natürlich eine
Band, die skug kaum kratzen darf. Mainstream ist das, Hitparadenpop, die
Kommerzhölle! Trotzdem gab es kaum jemand, der über die erste CD von
Mumford & Sons groß gemeckert hat. Zu effizient, zu vereinnahmend war das
eigenwillige Retrokonzept im Zeichen von Hymne und Banjo. Kaum ein Song,
der nicht mit mehrstimmigem Gesang im Zeichen finaler Romantik begonnen
hat, um schnell sich in eine hillbillyartige Hymne mit klimperndem Banjo und
gestampftem Bass zu entladen, der die anfängliche Melodramatik in ein
Triumphgejodel umwandelte. Das war schon auf dem Debütalbum ein kaum
variiertes Erfolgsrezept – und das ist auf »Babel« nicht viel anders.
Dennoch. »Ich bin eigentlich enttäuscht«, sagte der Verkäufer im Musikgeschäft
ungefragt zu mir und rät mir auch gleich von der Special Edition ab. Ohnehin ist
sie am Erscheinungstag der CD bereits ausverkauft. Und bevor ich mich
wundere, warum der junge Mann mir Geschäftsschädigendes auf die Nase
bindet, erzählt er weiter, spricht von seinen großen Erwartungen und dass er
sich ja vielleicht doch irre, er müsse sich die CD sicher nochmal anhören.
Geschenkt. Ich gehe zur Kassa und werde erneut von einem jungen Mann
angestrahlt. »Gute Wahl«, sagt er. Ich erzähle ihm von seinem Kollegen und er
sieht mich nachdenklich an. »Mag sein, aber das sind weitere tolle Songs von
Mumford & Sons, das reicht doch!« Das sind Sorgen, die nur der Mainstream
kennt. Bleibe ich bei meinem Erfolgskonzept oder mache ich etwas Neues?
Wollte ich eigentlich überhaupt je etwas Neues machen, oder doch nur
erfolgreich sein mit dem, was mir Spaß macht. Auch geschenkt. »Babel« wird
sich verkaufen wie Hölle, Kritiker haben aufgrund der Redundanz endlich was zu
meckern und junge Männer haben endlich wieder einen Grund, wegen einer CD
wildfremde Menschen anzusprechen. Einen dieser drei Aspekte immerhin finde
ich ganz okay.
Mumford & Sons
»Babel«
Universal
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