Mittlerweile muss es dem Gefühl nach mehr Formationen in Europa geben, die sich unter dem Etikett Americana orten lassen, als im Land »of the brave and the free« selbst. Das Genre ist weit umrissen, zwischen Mexiko und Ontario finden sich Stilrichtungen, die sich untereinander und mit verschiedenen europäischen Folk-Traditionen bestens kombinieren lassen. Der österreichischen Seele behagt die Musikrichtung, deren Hauptbestandteile Melancholie und Nostalgie sind, wo augenzwinkernd gejammert und gerne einmal (wenn auch nicht zu sehr) auf den Putz gehauen wird. Elf wunderschöne Balladen, eben aus der Kategorie Americana, präsentieren Harlequin’s Glance auf ihrem dritten Album »Ashore«. Das Songwriting besorgte Gernot Feldner, der mit markant belegter Stimme auch den Part des Leadsängers einnimmt. Gemeinsam mit Alex Gantz, Daniel Klemmer, Tino Mixan und Stephan »Stoney« Steiner, allesamt Multiinstrumentalisten und Meister ihrer Fächer, wurden die Arrangements ausgearbeitet. Vorwiegend bewegt man sich im langsamen Tempobereich, bricht an im Walzertakt, drückt einmal auf die Tube um »Them Nights« zu feiern, setzt auf kargste Instrumentation ebenso wie auf ein volles Orchester inklusive Mariachi-Bläsersatz. Später spielt die Klezmer-Fiedel auf und an anderer Stelle wird gesampeltes Hühnergegacker zur Tonmalerei eingesetzt. Einmal schleppend, stampfend, swampy, dann wieder lieblich, leicht und fragil – bis irgendwann eine Orgel für Kirchenatmosphäre sorgt. Als Lullabyes können jedenfalls mehrere Songs auf diesem Album durchgehen.
Harlequin's Glance
»Ashore«
Lindo Records
Text
Jenny Legenstein
Veröffentlichung
09.05.2013
Schlagwörter
Art Records/Hoanzl
Harlequin's Glance
Lindo Records
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