Im kulturellen Covid-19-Shutdown sah sich Hans Oberlechner, artacts-Festival-Intendant und Label-Boss von Idyllic Noise, plötzlich mit mehr Zeit als sonst und zahllosen Aufnahmen aus dem artacts-Umfeld konfrontiert. »Wir haben rund 400 Konzerte im Archiv«, erzählt der leidenschaftliche Impro-Fan im Gespräch. Es seien darauf und dabei so viele magische Momente in diesen Konzerten zu finden, »die nur einmal passieren«, führt Oberlechner aus.
Folglich ist auch die Verbindung von Festival und Label schnell benannt. Das Festival ermöglicht und generiert besonders dichte und einzigartige Momente, das Label und das gute Händchen von Oberlechner filtern diese heraus und halten sie in kleinen Auflagen für Musikgegenwart und -nachwelt fest. Lediglich 180 bis 300 Stück bringt man dafür auf Vinyl heraus.
Spirituelle Dichte und Gemeinschaft
Basis für diese Aufnahmen ist zu einem sehr großen Teil die Alte Gerberei, die auch als Stammhaus für das Festival fungiert. »Immer wieder gibt es hier bei Konzerten eine Art von spiritueller Dichte, die fast schon unglaublich ist«, schwärmt Oberlechner. Das liege sowohl an der sehr guten Akustik des Raumes als auch an dem überaus aufmerksamen Publikum.
Grund dafür sei etwa auch die überschaubare Größe des Festivals, bei dem Austausch zwischen Publikum und Musiker*innen sehr wichtig seien. »Community und der soziale Aspekt sind bei uns essenziell«, bringt es Oberlechner auf den Punkt. Dadurch entstehe eine intensive Art von Gemeinsamkeit zwischen Zuschauer*innen und Bühnenakteur*innen, so Oberlechner.
Konstanten in der Programmierung
Einiges zu dieser beschworenen Gemeinsamkeit trägt wohl auch die Programmierung bei, die die richtige Mischung aus altbekannten Impro-Namen und neuen Gesichtern bringt. Auch die Festival-Klimax kann sich 2021 abermals sehen lassen. »Wir starten mit einem großen Ensemble und hören mit einem großen Ensemble auf«, verrät der Festival-Chef diesbezüglich.
Begonnen wird das Festival also am Freitag mit dem Bläser-Quartett Aljamosuthovi, in dem sich so wohlbekannte Namen wie Susanna Gartmayer, Jakob Gnigler oder Mona Matbou Riahi tummeln. Beschließen werden das Festival am Sonntag »The Way Ahead«, unter anderem mit Kristoffer Alberts und Mats Äleklint.
Dazwischen gibt es Musikernnen wie beispielsweise die Pianistinnen Eve Risser und Ingrid Schmoliner oder auch das Streicherduo Strings & Noise, bestehend aus Sophia Goidinger-Koch an der Geige und Maiken Beer am Cello, zu erleben.
Etwas Abweichung vom Impro-Fokus versprechen am Samstag Elektro Guzzi zu bieten, die sich allerdings auf eine Zusammenarbeit mit Ingrid Schmoliner einlassen und unter dem gemeinsamen Namen Ellegua agieren. Im Anschluss an deren Konzert wollen der Saxophonist Thomas Borgmann und seine Mitstreiter den »Ruf der Heimat« erklingen lassen.
Magische Momente mit spiritueller Dichte sollte es also auch 2021 wieder im idyllischen St. Johann in Tirol geben. Bis dahin sollte man diese Momente etwa auf den Label-Veröffentlichungen von Idyllic Noise suchen und wohl auch finden. Zu hören gibt es unter anderem Musik von Joe McPhee & John Edwards und das Quartett John Dikeman/Don Malfon/Matthias Bauer/Dag Magnus Narvesen, das beim artacts 2019 als Abschluss-Act spielte.