Das ehemals in Karlsruhe situierte Berliner Label mit dem naheliegenden Namen Karlrecords hat es sich zur Aufgabe gemacht, schwer verdauliche, jedoch durchgehend interessante Musik zu veröffentlichen. Darunter finden sich v. a. Werke aus Electroacoustic, Free Jazz und Noise (z. B. zeitkratzer, Keiji Haino, Caspar Brötzmann, Idklang). Mit der Fortsetzung des 2017 ebenfalls hiesig erschienenen Albums »organism« treten Arovane und Hatami in die alten Fußstapfen und gehen sie weiter. Es ist die vierte Kollaboration des Hamelners Arovane (bürgerlich Uwe Zahn) mit dem kurdisch-stämmigen Iraner Porya Hatami, die bereits seit 2001 zusammen veröffentlichen. Elektronik sei Dank gestalten sich solch länderübergreifende Kollaborationen heutzutage recht unkompliziert, kulturelle Einflüsse finden über Umwege zueinander, machen die Welt gefühlt kleiner und deuten darauf hin, dass nur die Entfernung daran hindert, sich als Teil eines weltübergreifenden Systems zu erfahren.
Was man hier zu hören bekommt, sind Soundexperimente aus Stadt und Land, Organischem und Anorganischem, die mitunter interessant klingen und als ein Ganzes funktionieren, das sich in eine Vielzahl von verschiedenen Einzelnen aufteilt und als solche erkennbar ist. Das Ganze ist ein düsteres, verwegenes, äußerst künstliches, das dann wieder aus bekannten Geräuschen der organischen Natur zu bestehen scheint. Doch kaum wagt man, sich in einen dieser Räume zu begeben und zu träumen, zerbruzzeln metallisch-scharfe Ströme die zuvor aus Gedankenstücken evozierte Szenerie und man wird zum nächsten Punkt weitergeschleudert. Besonders die ruhigen Aufnahmen, die mit dem Hydrophon aufgezeichnet scheinen, betören und man mag sich gerne hingeben. Doch bei vielen der harsch wirkenden Fetzen überwiegt der Experimentcharakter, der Freude an der ersonnenen Welt wird kaum Zeit gelassen. Von den Bildern bleibt am Ende nicht viel übrig als ein gar zu leiser Eindruck.