Schlag nach im Erziehungsratgeber: Babyohren wollen früh mit weicher Klassik verwöhnt werden… In etwa so, Rockmusik im Wiegealter würde wohl asoziale Spätfolgen mit sich ziehen… Das japanische Label amorfon tritt dem erzieherischen Grundton mit einer Kompilation entgegen. Auf »Music For Baby!« standen zwölf verschiedene Electronica-Künstler Pate und trotzen: »Babies wollen einfach nur coole Musik hören«. Ab geht die Reise ins Playmobilland. Yoshio Machida, DAT Politics, Toshiya Tsunoda legen schmalspurige Legoschienen und schicken fiepsige Spielzeugtöne ins rosarot- oder blautapezierte Kinderzimmer. Eiernde Spieluhren finden kein Ende, minimal getrimmte Schlaflieder langweilen und popige Infantilliedchen erheitern bestenfalls batteriebetriebene Spielzeugroboter. Das Ganze klingt selten aufregend und reicht gerademal, um die Gouvernante fern zu halten. Wo es sich angenehm schaukelt: Marko Cicilianis vife Komposition »Pavillion« (für Streicher) erinnert an witzige Filmmusik aus Trickfilmserien und weckt das Interesse nicht nur bei Babyohren. Fitz Ellarald lässt in »6a600« ein auf einer akustischen Gitarre gespieltes Satie-Zitat schlaufen und bastelt mit ungewohnten Klängen ein elektronisches Lullaby. Der Rest ist Plastikkitsch, unfertige Ideen, die noch in den Kinderschuhen stecken. Bitte mit Kassabon in der Spielzeugabteilung umtauschen!
Various Artists
»Amorfon Presents Music For Baby!«
www.amorfon.com
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