Kleinere Umbesetzungen bringen eine überfällige Variation in den Sound dieses langsam in die Jahre kommenden Quintetts. Die Entscheidung für einen Produzenten mit Rock-Background (Bob Weston, Shellac) ist auch eine willkommene Abwechslung, selbst, wenn es hier ja »nur« ums richtige Aufstellen der Mikrophone geht. Dann wird erst mal drauflos saxophoniert, bis das Gleichgewicht verloren geht und fortan ohne sofort erkennbare musikalische Gravitationszentren in frei strudelnde Sounds abgetaucht werden kann. Rettende Hooks sind eher die Seltenheit in den expandierten Tracks, die wie immer relativ unprogrammatisch Vandermarks Helden gewidmet sind (Cassavettes, Redding, Rollins, etc.). Obwohl »Staircase« für Cassavetes durchaus thematisch angelegt ist, hat der alte Regie-Improvisator doch auch gerne Stiegenhäuser gefilmt, was ja schließlich fast zu einem Klischee verkommen ist. Aber so ist Ken Vandermark; gerne bereit das Offensichtlichste heranzuziehen, um eine breite Basis für seine Explorationen parat zu haben. Das macht ihn ja auch sympathisch, dass er sich nicht als besserwisserischer Superauskenner mit Über-Ego präsentiert, sondern als universeller Kunstliebhaber. Was als Vandermark-Klischee einmal in die Musikgeschichte eingehen wird, steht noch nicht fest, denn es gilt weiterhin – um mit einem Filmzitat zu enden – »It’s alive!«.
The Vandermark 5
Airports For Light
Atavistic
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