Man liest das selten so existenziell gewuchtet. Der Künstler habe sich in seinem Debut noch mit kritisch-düsterem Blick in eine unnatürliche Richtung bewegt, nun kehre er zu Cello und Piano zurück, eine Besinnung auf das Elementare, Einfache, um die Natur der Dinge und ihre vitalen Qualitäten herauszufiltern. Für den Künstler auch ein Weg, um das, was ihn am Leben hält, zu intensivieren. Von schweren, wuchtigen Schritten ist hier die Rede, von elementaren Lebensentscheidungen, die Kunst als Strategie verstanden, weniger um der Tristesse des Lebens ein Schnippchen zu schlagen, sondern ihr in mühsamen Kämpfen einen Hauch Schönheit abzuringen. Es fällt schwer, hier nicht dem Pathos am Bärtchen zu zupfen, es ein wenig zu kraulen und zu sagen: Ey, lieber Marc Euvrie, das ist ja dennoch ein hübsches, ein geradezu schwärmerisches Album geworden. So astrein, so wehmütig, so getragen haben wir minimalistische Pianostücke seit Michael Nyman oder Wim Mertens nicht mehr gehört. Drum wirkt das zwar fast ein wenig aus der Zeit gefallen, als hätte Peter Greenaway gerade eben der »Der Bauch des Architekten« oder Jane Campion eine Fortsetzung von »The Piano« gedreht, aber trotzdem … Lang lebe der romantische Minimalismus!
The Eye of Time
»Acoustic«
Denovali Records
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